Arbeitstag im Paradies II

Nachdem wir in der Zwischenzeit wieder einige Ausflüge gemacht haben ist der Mut wieder größer geworden und einem Zerlegen des immer noch kreischenden E-Motors des hydraulischen Autopilots steht nichts mehr im Wege.

 

Deckel und Kollektor, mit Abrieb und angekohlter Kabel

 

Oliver, von Skippercard, hat entsprechende Anweisungen geschrieben, nachdem ich ihm eins der Geräusche via Whatsapp gesandt habe. Überhaupt bin ich froh neben der Kurzwelle offshore, bei Internet Verfügbarkeit Social Media für Kommunikation verwenden zu können.

 

 

Nun, also ran ans Werkzeug und den Motor freischrauben. Das war der einfachste Teil des „Projekts“, denn wenn Du etwas am Schiff angreifst, besonders etwas vitales, dann ist das nicht einfach eine Arbeit, sondern es wird zum Projekt! Der Motor ist mit der Hydraulikpumpe verschraubt. Diese zu lösen war nicht besprochen, also öffne ich den Deckel rückseitig am Motor. Der Kollektor geht mit dem Deckel ab und gibt den Blick auf den Rotor frei. Ein erster Blick lässt Abrieb und lose Litzen der stromführenden Kabel erkennen.

 

Kollektor, gereinigt und gelötet

Nun wird alles peinlichst genau fotografiert und der helfenden Seele jenseits der großen Teiche gewhatsappt (tolles Wort, nicht?). Kurze Zeit später gibt es schon erste Hinweise und Skippercard nimmt natürlich auch Kontakt mit dem Generalimporteur in Österreich auf. Ein großer Dank hier an dieser Stelle an die Firma Ober, die ein Herz für Segler beweist und auch am Wochenende weiterhilft. Ich entscheide mich die Kabel zu cutten und alle Teile gründlich zu reinigen und dann die Kabel, die zuvor gepresst waren wieder anzulöten. Mit Dremel und reichlich Zinn wird ein neuer Kontakt hergestellt.

 

Dann geht es wieder ans zusammen setzen, wobei die Kohlen im Kollektor wieder an den Rotor müssen. Drei oder vier Hände sind da hilfreich. Nachdem alles wieder zusammen geschraubt ist erfolgt der Test und …

Kollektor, halb fertig

 

 

… es klackt, und klackt und nichts dreht sich. Kazunga! Wem dieser spontane Ausdruck nichts sagt, dem seien die Bücher des Karl Vettermann, wie „Barawitzka segelt nach Malta„, usw., angeraten. Nicht nur um diesen Begriff deuten zu können, sondern um Segeltörns einmal von der humorvollen Seite aus zu betrachten.

 

 

 

Motor Typ 2 mit Pumpe ausgebaut.

Es ist schon ziemlich spät und das Tageslicht ist gleich weg. Frustriert wird alles weg gepackt und ich gehe schlafen. So wirklich gut schlafe ich nicht, denn im Hinterkopf arbeitet es … Die Wicklungen haben gut ausgehen … Strom fließt … die Federn der Kohlen habe ich gelöst … Kazunga! Meinen Misserfolg an Oliver berichtend, entkommt diesem ein „Das ist schlecht!“ Ich übermittle die Seriennummer wegen der Ersatzteil Beschaffung. 🙁

 

Am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück, verbanne ich Brigitte unter Deck – es gibt dort auch immer etwas zu tun – und mache mich nochmals über den Motor her. Diesmal trenne ich auch alle Hydraulikschläuche, welches eine ordentliche Sauerei mit Hydrauliköl nach sich zieht und begebe mich mit Pumpe und Motor an den Cockpittisch.

 

Alles wird nochmals zerlegt, diesmal auch der pumpseitige Deckel, nochmals gereinigt und kontrolliert, insbesondere meine Lötarbeit – bin ich doch IT-Software Pro und nicht Hardware Techniker. Aber es passt, nichts auszusetzen. Ich beginne wieder mit dem zusammen setzen und bitte Brigitte diesmal nicht um Hilfe. Vielleicht behindern wir uns in diesem Falle mehr als wir uns helfen. Der Kollektor samt Deckel rastet wieder ein und ich höre das Klacken der Federn, die die Kohlen an den Rotor anpressen. Die stromführenden Kabel zu den Kohlen habe ich wie Oliver angewiesen hat mit Vaseline eingeschmiert um deren Elastizität auch weiter sicher zu stellen. Die Fotos der Kohlen haben gefallen – hier war also nichts zu tun.

Diesmal habe ich mir die Kabel vom Computer des Autopiloten heraus gelegt, so dass ich einen Funktionstest des Motors ohne Pumpe machen kann – und siehe da – er läuft wieder 🙂 Und ohne Geräusche!

 

vorher – nachher

 

Dann noch rasch die Pumpe angebaut und nochmals eingeschalten. Das Öl spritzt nur so aus der Pumpe – was mich freut, denn etwaiger „Dreck“ ist jetzt draussen – und Brigitte zum kochen bringen wird, sobald sie die Sauerei gesehen hat. Egal, da muss ich halt dann durch.

 

Ich baue wieder alles ein – die Details dazu schenke ich mir – und schließe die Druckschläuche wieder an. Jetzt noch das System entlüften – die Sauerei wird dabei nur mehr unwesentlich größer und rasch, während das Öl nur so spritzt, die 18er Überwurfmuttern festziehen.

Geschafft! 🙂 Jetzt sollte es halt noch mit dem verbundenen Linear Drive funktionieren. Und ja, er tut wieder. Hurra! Das Geräusch ist auch weniger geworden, aber noch zu hören. Nach Rücksprache soll ich die Lager tauschen, wenn ich wieder bessere Versorgung mit Teilen habe.

Man repariert sich an den schönsten Plätzen um die Welt„, ein Spruch über den wir gelächelt haben, der aber doch so wahr ist … 😉

 

3 Gedanken zu „Arbeitstag im Paradies II

  1. Guepo

    Ferdi du bist mittlerweile auch ein HW-Pro. Gratuliere. ich glaube da bin ich noch weit entfernt. Freue mich riesig mit dir am Erfolg.
    Liebe Grüße

    Antworten

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