Archiv für den Tag: 24/01/2019

Tag 5 Osterinsel oder leben in Schräglage

Wir sind gut auf Kurs zum “middle of nowhere”. Dort kannst Du hunderte Seemeilen (also tagelang) in beliebiger Richtung segeln und erreichst genau gar nichts! Rundherum nur Wasserwüste. Soweit zur Umgebung. Blicken wir jetzt in das Zentrum unseres Lebens, also in Alrisha.

Alrisha fährt wie auf Schienen

Alrisha pflügt durchs Wasser wie auf Schienen. Seit unserer Abfahrt von Pto. Ayora/Santa Cruz, genau genommen seit wir die Segel gesetzt haben, fährt Alrisha mit Steuerbordbug eher mehr als weniger am Wind. Am Wind bedeutet in einem Winkel von ca. 60 Grad zum wahren Wind, oder etwa 45 Grad zum scheinbaren Wind. Da Groß und Genua gesetzt sind neigt sich Alrisha deutlich zur Seite. Läuft dann zusätzlich Dünung ebenfalls von Backbord kommend, dann steigert sich “das auf die Seite legen” immens.

Natürlich fällt Alrisha nicht um, aber nicht gut verstautes Zeugs beginnt dann zu “fliegen”. Blöd, nicht? Des Weiteren ist Kochen ein echtes Abenteuer. Eigentlich mehr das Anrichten der Speisen, denn solange sie im Kochtopf sind hält der kardanisch gelagerte Herd alles mehr oder weniger gerade. Man stelle sich nun einen Teller vor auf den man gerade die Speisen anrichtet … und genau jetzt macht Alrisha wieder einmal vor einer Welle einen Knicks … und schon rutscht ein guter Teil vom Teller. Kazunga! Wie das mit Bechern zum trinken ist? Welche Becher? Wir wollen ja etwas trinken und nicht das Cockpit mit Eistee spülen. Verschlossene Plastikflaschen sind da deutlich besser. Wenn sie mal “fliegen” überleben sie das in der Regel und da verschlossen auch keine Sauerei. Durchs Schiff kann man nicht gehen sondern nur wanken. 😉

Wir hätten uns natürlich ein anderes Ziel aussuchen können – eines wo der Wind mehr achterlich (also von hinten) kommt. Selber schuld, sozusagen!

Unsere Wetter Updates kommen per email via Winlink. Einerseits erhalten wir täglich “grib files” (Vektorisierte Windrichtung und Stärke, für “Overlay” in der Seekarte) und Ausschau in Prosa von unserem Freund Edi (OE4DVA). Der meinte eben: “Das ist wohl der längste “Am Wind” Kurs eures Lebens :-)”. Sonst halten wir Kontakt per Sprechfunk zu SY Atanga (DL2EJ) , die sich schon auf der Osterinsel befindet.

Sichtungen: Null
Änderung Segelstellung: Genua reffen und ausreffen
Änderung Windpilot: Null

Wind : SE 8-14 kn

Etmal: 119 sm
SOG : 4,5 – 5,5 kn
COG : 225
Mittagsposition: 08 26,68 S 96 11,83 W
versegelt: 600 sm
Schnitt : 5 kn
bis zum Wegpunkt : 1353 sm

Diese Nachricht wurde über Amateurfunk per SSB und dem Winlink System übertragen!
vy 73 de OE3FWC/mm, Ferry, QTH: El11pg