Nach einem sehr langen Flugtag, zunächst 17 Stunden von Auckland nach Dubai und nach 3 eineinhalb Stunden Zwischenstopp weitere 6 Stunden nach Wien, komme ich etwas gerädert an. Ich übernehme mittags den Leihwagen (ein Citroën C3) und fahre langsam nach Eichgraben. Der Haustechniker unseres Vertrauens hat für warmes Klima gesorgt und so kann ich unter die Dusche springen und dann endlich schlafen. Im Flieger klappt das bei mir nicht so toll.
Montag früh darf ich dann gleich um 08:00 im Spital vorsprechen. Wie von dem Kardiologen aus Neuseeland empfohlen und von der Immigration eigentlich gefordert werde ich eine Woche später eine Angiographie haben um die möglichen Stenosen genauer zu untersuchen. Dann darf ich wieder heim, nicht ohne vorher unseren Billa aufzusuchen um endlich die heiß ersehnte „Leberkas Semmel“ zu kaufen nach der man sich sehnt nach so langer Abstinenz. Natürlich besuche ich kurz unseren bereits pensionierten Wirt, um „Hallo“ zu sagen.
Weiters steht am nächsten Tag ein Besuch der Hausärztin an um alle möglichen Überweisungen abzuholen und die Situation zu besprechen. Ferner kläre ich auch gleich ab, wieder alle Medikamente genehmigen zu lassen, so dass ich einen Vorrat von einem Jahr wieder aufs Schiff mitnehmen kann. Schon jetzt geht mir der „Reis“ was wohl die Behörden in New Zealand sagen werden, wenn ich damit ankomme, abgesehen von der Wiedereinreise nach einer VISA Ablehnung. Ich fahre dann in die nächste Ortschaft, wo es noch ein gut besuchtes Gasthaus gibt um mir lukullischen Wunsch Nummer 2 zu erfüllen, nämlich ein Wiener Schnitzel vom Schwein!
Die nächsten Tage mache ich was möglich ist und telefoniere viel mit Freunden und Bekannten. Ein neuer Gärtner wird beauftragt, da unser vorheriger seinen Ruhestand angetreten hat. Auch zum Zahnarzt geht es um etwaige Probleme für das weitere Segeln möglichst zu vermeiden. Dabei erfahre ich, dass mein Zahnarzt, den ich seit 1983 die Treue halte leider verstorben ist. Sein Nachfolger behandelt mich und meine letzten Amalgamplomben werden durch Keramik ersetzt.
Am 20.11. habe ich nun den Termin zur „Angio“. In dem Landesklinikum sind alle sehr freundlich und schon bald darf ich auf mein Zimmer. Ins Bett muss ich erst kurz bevor sie mich holen. Nur ein Relax Pulver wird verabreicht und am Armgelenk gibt es eine lokale Betäubung. Dann geht die Sache auch schon los. Ein Katheter wird zu meinem Herz geführt und über einen Sensor sehen die Ärzte die Bewegungen und die Durchblutung des Herzens. Nach kurzer Zeit ist es schon wieder vorbei. Ein Druckverband kommt aufs Armgelenk und ich werde ins Zimmer gebracht. Der Befund wird umgehend erstellt und man erklärt mir ich sei ein „Linksversorger“ und somit ist die Engstelle rechts, die der Arzt in NZ aufgrund des EKGs vermutet hat nicht kritisch. Somit bekomme ich auch kein Aufdehnen oder gar einen Stent verpasst. Ein „Pulverl“ zum reduzieren des Cholesterins wird von der Dosis erhöht und das ist es.
Natürlich soll ich meinen BMI reduzieren und mich entsprechend ernähren. Mediterrane Küche ist sowieso das unsere, also war’s das mit dem „Schnitzerl“ und der „Leberkas Semmel“ wohl für eine Zeit lang. Nach dem „Schweinsbraten“ habe ich ich dann gleich gar nicht mehr zu fragen getraut. Die nächsten Tage fliegen so dahin. Es wird erledigt was geht. Am letzten Freitag vor dem geplanten Rückflug sehe ich noch einige Freunde im OTTO in Wien Altmannsdorf. Taucher, Segler und Freunde die unserem Hobby nicht frönen kommen spontan. Die nur kurz vorher gemachte Ankündigung lässt nur eine überschaubare Anzahl an Personen zu – Gott sei Dank – denn ich habe nicht reserviert und wir haben den letzten noch freien Tisch bekommen. Wir haben uns gut unterhalten und ich habe aufs Fotografieren vergessen. 🙁
An der Stelle möchte ich mich auch noch bei meinem Freund Günter S. bedanken, der sich nicht nur vorher um alles gekümmert hat sondern mich auch geführt hat, durfte ich doch bei manchen Untersuchungen selbst nicht mit dem Auto fahren.
Dann ist es soweit, die letzten Termine sind absolviert, die Tasche ist gepackt und schon bald geht es zum Flughafen. Leider hat der Winter Einzug gehalten, auch in Eichgraben, dass ich dann immer als „Klein Sibirien“ bezeichne und erwartungsgemäß war am Samstag auch bald die Außenringautobahn (A21) in beiden Richtungen komplett gesperrt. Obwohl mein Flug erst um 21:55 geht, verlasse ich Eichgraben um 14:00. Ich versuche mein Glück in Altlengbach aber die Polizei lässt mich nicht auf die Autobahn auffahren.
Mist! Also fahre ich weiter nach Neulengbach Richtung Tulln. Spontan entschließe ich mich die B44 nach Pressbaum zu fahren. Hoffentlich ist der „Rekawinkler Berg“ geräumt, denn sonst ist das ein „Einfahrer“! Aber es geht hinauf, mit viel rutschen, denn die Reifen sind nicht die besten. In Pressbaum kann ich endlich auf die A1 auffahren – drifte nach Wien – um dann ca. 1 Stunde für die Westeinfahrt zu brauchen. Das Radio plärrt bei jeder Verkehrsdurchsage, die bald länger dauert als die umbettende Sendung, man solle doch das Auto stehen lassen, es geht ohnedies kaum wo weiter. Ich gehe schon geistig durch, was, wenn ich es nicht schaffe …
Aber da man bekanntlich nur Briefe aufgibt und keine Herausforderungen kämpfe ich mich weiter bis zum „Gürtel“ durch. Dann auf die A23 – Wiens längster Parkplatz – und rolle im Schritttempo Richtung A4. Diese ist erstaunlich leer, was mich fast glauben macht, dass manche die Aufforderung das Auto nicht zu benutzen ernst genommen haben und so rolle ich um 17:30 die Abfahrt Flughafen hinunter. Jetzt noch tanken dann zur „Rental Car Return“. Die Rückgabe geht flott, da das Auto ohnedies voll Schnee ist und es dem Übernehmer sichtlich nicht freut bei diesem Wetter Dienst zu schieben.
Endlich am Flughafen gönne ich mir ein Bier, checke dann ein und warte auf den Abflug. Wieder viele Stunden später mit kaum Schlaf komme ich in Neuseeland an. Meine Einreise ist elektronisch angekündigt gewesen und zwar mit der NZeTA App, da ich aus einem „Visa Waver Country“ stamme. Dann habe ich noch meine Einreisedeklaration elektronisch in Dubai mit der NZTD App gemacht , da mir Brigitte gesagt hat, die stehen auf das und man muss keine Zettel ausfüllen. Na dann, mach‘ ma‘!
Zuerst darf ich zur Passkontrolle. An den eGates werde ich aufgefordert zu einen Schalter zu gehen. Na was für eine Überraschung. Die Nervosität nimmt zu als ich dann vor der Beamtin stehe. Aber sie weist mich nur darauf hin, dass wenn ich erst im Mai ausreisen will, ich INZ kontaktieren muss, wegen eines neuen VISAs. Und bei Customs muss ich auch vorstellig werden, da ich Güter im Wert von mehr als 700,- NZD einführe, laut meiner „Travel Declaration“. Also stelle ich mich dort brav an in Erwartung spätestens jetzt den Hintern aufgerissen zu bekommen, wenn ich so an die vielen Packungen Medikamente denke.
Aber auch hier läuft alles professionell ab. Die Beamtin fragt nach dem tatsächlichen Warenwert und ich nenne diesen und zeige ihr gleich mein TIE Formular (temporäre Zoll Befreiung für ausländische Jachten). Die Medikamente gebe ich ebenfalls an und biete an die Verschreibung vorzulegen, was Sie aber nicht verlangt. Offensichtlich schaue ich nicht wie ein Schmuggler aus und mit freundlichen Wünschen werde ich verabschiedet.
Brigitte wartet schon in der Ankunftshalle und nach einer lieben Begrüßung fahren wir flott zurück nach Whangarei auf unser Schiff … 🙂