Der Außenborder zickt mal wieder

unser zickender Außenborder

 

Unser Außenborder, ein Tohatsu M15D2, 2-Takt, nimmt immer weniger Gas an und “hustet” bei Vollgas. Gleitfahrt ist daher auch nicht mehr möglich. Also gehe ich dieses Problem an. Zunächst hole ich Rat ein und der sagt: “Das ist ein Vergaser Problem!”. Na gut, dann hab’ ich mal wieder etwas zu tun.

 

Schwimmerkammer, Luftfilter und Dichtungen

 

Brigitte hilft mir den Motor an Bord zu heben – eigentlich macht das der Kran – aber sie hängt die Leine ein und stabilisiert den Motor während ich in herauf winsche (kurble). Rasch ist Abdeckung und Motorhaube entfernt und ich kann den Vergaser abmontieren.

 

 

die Zündkerzen

Die “Flanschdichtung” (Inlet Silence Gasget) ist beschädigt (links oben im Bild). Das sieht man sofort. Dann geht es ans Zerlegen des Vergasers. Zuerst das Benzin ablassen, dass sich in der Schwimmerkammer befindet, dann alles abbauen. Die Benzinpumpe zuerst – da tröpfelt noch ein wenig Benzin auf die Arbeitsfläche. Dann die Schwimmerkammer. Noch die Einstellschraube heraus – dabei vorher bis zum Anschlag hinein drehen und die Umdrehungen mitzählen – damit beim wieder zusammen bauen eine ähnliche Grundeinstellung hergestellt wird.

 

Vergaser motorseitig

 

In der Schwimmerkammer entferne ich den Schwimmer, prüfe ihn auf Dichtheit und baue dann die Haupt- und Nebenluftdüse aus. Ebenso den Hauptdüsenstock. Da ich Haupt- und Nebendüse als Ersatzteil mitführe werden diese getauscht. Ich habe keine Messwerkzeuge für die Bohrungen und auch keine Ahlen zum Reinigen. Ein Stück Draht ist alles, dass ich dafür verwenden kann. Die Teile, die ich nicht tauschen kann, reinige ich mit Bremsenreiniger – den ich von der SY Nomad “schnorren” musste, weil unserer ausgegangen ist und ich noch keinen Ersatz gefunden habe.

 

Vergaser von unten

 

 

Die Benzinpumpe ist ein einziges Chaos. Aber ich habe alle Dichtungen und das Diaphragma ebenfalls als Ersatzteil mit. Ich tausche alle drei Teile und reinige den Pumpenkörper.

 

 

 

 

Schwimmerkammer, Benzinpumpe

 

 

Dann geht es an das wieder zusammen bauen des Vergasers. Die Pumpe baue ich zuerst an, dann setze ich den gereinigten Düsenstock, sowie die neue Haupt- und Nebendüse ein. Bis zum Anschlag schrauben und noch einen Tick anziehen, ohne etwas zu “vernudeln” ist die Devise.

 

 

Schwimmer, Schwimmernadel

 

 

 

Schwimmer, Nadelventil  einbauen und Schwimmerkammer wieder am Vergaser anbauen. Dann noch alles, das außen abgebaut wurde wieder anbauen. Die Einstellschraube drehe ich bis zum Anschlag hinein und anschließend soweit wieder heraus, wie ich mir beim Ausbauen notiert habe.

 

 

Vergaser von innen

 

 

Ich baue den Vergaser wieder an den Motor und tausche auch die Zündkerzen aus. Etwas “Fogging Oil” spritze ich durch die Kerzenöffnungen in den Zylinderraum ein.

 

 

 

 

Vergaser von oben

 

 

Nun geht’s ans testen. Brigitte hilft mir wieder den Motor aufs Dinghi zu bekommen und dann wird es spannend: Springt er an, oder nicht?

 

 

 

 

Haupt- und Nebendüse, Düsenstock, Einstellschraube

 

 

… und er springt an, sogar beim ersten Versuch. Hurra! Ich teste ihn am Stand, lasse ihn warmlaufen und wir machen eine Probefahrt. Das Gas wird wieder angenommen, er “hustet” nicht mehr und wir sind wieder deutlich schneller unterwegs.

 

 

 

selbstgemachter Flanschdichtung

 

 

Gleitfahrt gelingt gerade nicht, aber daran forsche ich noch. Jedenfalls hat sich die Mühe ausgezahlt ein Vergaser Service zu machen.

Warum nicht zum Mechaniker damit? Es gibt kaum einen auf den äußeren Inseln und der letzte den wir Hand anlegen haben lassen, hat die Benzinpumpe verkehrt herum wieder eingebaut. 😉

 

Ach ja, am nächsten Tag – Brigitte muss zum Arzt wegen der Finger – startet er nicht! Panik setzt ein und ich verdächtige die Elektrik. Der Stopp Schalter wird abgehängt und sofort springt er wieder an. Es ist zum schreien, was so alles korrodiert. Ich baue ihn morgen aus und werde ihn auch reinigen. 🙂

6 Gedanken zu „Der Außenborder zickt mal wieder

  1. Füzer Werner

    Hallo Ferry,
    Du entwickelst Dich immer mehr zu einem Allrounder, der mit allen Technischen Problemen fertig wird.
    Ein großes Kompliment!
    Hallo Brigitte,
    wir wünschen Dir, dass es Deiner Hand bald wieder besser geht.

    Liebe Grüße aus Eichgraben und bleibt gesund!
    Anneliese u. Werner

    Antworten
    1. Ferry Beitragsautor

      Hallo Werner und Anneliese!
      Vielen Dank für Euren Kommentar. 🙂 Brigitte geht es schon ein wenig besser.
      LG nach Eichgraben, Ferry & Brigitte

      Antworten
  2. Andreas Platzer

    Ja am Wasser ist es sehr schön aber für die Technik ein Fluch. Musste heuer auch den Vergaser bei meinem Roller zerlegen. Zum Glück ist die Technik recht einfach. Stell Dir vor, du hast alles elektronisch gesteuert.
    Da kannst nur mehr Module tauschen und das ist richtig teuer. Das Problem hab ich grad beim BMW.

    Aber du machst das schon, ihr seid ein gutes Team. Gute Besserung noch für Brigitte.

    Liebe Grüße Andy

    Antworten
    1. Ferry Beitragsautor

      Hallo Andi!
      Da hast Du recht – je simpler die Technik – desto mehr kann man noch selbst machen. Leider wird aber immer mehr mit Elektronik voll gestopft.
      LG an Dich und Doris!

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  3. Güpo

    Das kann man sich getrost als Reparaturanleitung ausdrucken !!! – Sehr geil.
    Es ist sicher ein tolles Gefühl Probleme gelöst zu haben von denen man irgendwann mal gar nicht wüßte, dass es sie gibt. – Wann auch immer es dahein ein technisches Problem gibt und ich gleich aufgebe mein Uschi immer: “Was tätest jetzt am Schiff machen?” – Und schon werde ich aktiv 😉

    Viel Erfolg weiterhin und der Brigitte baldige Genesung
    Günter

    P.S. Ich lese gerade diverse Fachbücher über Elektrik, Dieselmotoren etc. Irgendwann kommt die Zeit.

    Antworten
    1. Ferry Beitragsautor

      Lieber Güpo!

      Ja, Motivation ist alles! Schön, dass es Dir gefallen hat. Ich schreibe die technischen Artikel, weil das Segeln eben nicht nur aus Kurs setzen, Besteck machen und trimmen besteht. Zumindest wir Langzeitsegler kämpfen meist mit „profaneren“ Dingen. Ich könnt‘ schon ein Buch schreiben, aber das will niemand lesen. 😉

      Antworten

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