Archiv für den Monat: November 2020

Peinlicher Tauchgang

am Weg zum Nordpass

 

In der Früh stellen wir noch unser Tauchgerödel zusammen. Ist ja noch alles mehr oder weniger griffbereit. Noch schnell 2 kg Blei zusätzlich, da wir mit Aluflaschen tauchen werden. Wir wollen doch nicht aufstoppeln.

 

 

Seestern

Wir sind eine kleine Gruppe, 2 Franzosen vom Nachbarschiff und wir zwei, plus Tauchguide. Die Frage nach Blei lässt mich einfach erschrecken, denn die beiden schon sehr gesetzten Herren, wollen nur 4 kg Blei. Oh Gott, da bin ich ja ein Anfänger mit meinen über 200 Tauchgängen. Auch das Briefing schreckt mich ein wenig. Wir werden im Blauen abtauchen – null Problem – dann 15 Minuten auf 30 Meter bleiben, danach auf ca. 15 Meter weiter, um dann auf 20 Meter mit vielen Fischen zu tauchen und mit 75 Bar auftauchen. Mir bleibt die Luft weg, das könnte knapp werden. Ach ja und wir tauchen mit 36er Nitrox, erfahren wir so nebenbei. Kein Problem, Ausbildung dazu haben wir, aber wie stell’ ich das auf meinem Tauchcomputer um – ohne Lesebrille.

auf 30m dann die Haie

Mit dem Dinghi und zweimal 150PS geht es zum Nordpass. Im Blauen geht es mit einer Rolle rückwärts ins Wasser. Ferry will unbedingt mit mir kuscheln.  Schon beim Abtauchen merke ich, es hätte ein wenig mehr Blei sein können. Auf 30 Meter suchen wir uns eine Koralle wo wir uns festhalten können und somit die vielen Haie in Ruhe, ohne abgetrieben zu werden, beobachten zu können.

 

in diese Dornenkrone habe ich gegriffen, die Stacheln durch den Handschuh

 

Ich will Fotos machen, löse mich kurz von der Koralle und greife nach. Ich spüre nur mehr Schmerz. Ich habe in ein Ding mit vielen Stacheln gegriffen. Mein erster Gedanke, lass mich jetzt nicht gelähmt werden und mache noch schnell ein Foto von dem stacheligen Tier. Jetzt weiß ich es war eine Dornenkrone.

 

 

 

Trotz der leichten Schmerzen tauche ich weiter und ich genieße diesen Tauchgang. Abgesehen von der Tiefe, mache ich weiter Fotos, die leider zu sehr ins blaue gehen. Um beim Driften nicht zu hoch zu gehen, lasse ich meine letzte Luft aus dem Jacket. Mit diesem Problem beschäftige ich mich erst am Ende des Tauchgangs.

 

in “Ali Baba” Fische wohin man sieht

 

Wir driften von einem Canyon zum nächsten, bis wir bei “Ali Baba” angelangt sind. Das ist eine Senke auf 20 Meter, die von der Strömung ziemlich verschont bleibt. Hier tummeln sich nur so die Fische um uns herum. Ein Traum und sie haben keine Angst vor Tauchern.

 

 

ich hänge einmal an einer externen Flasche – oh Schmach

Da wir uns noch immer um die 20 Meter herum treiben, mir schön langsam auch die Luft ausgeht und ich Angst vor einem zu schnellen Aufstieg habe, erkläre ich unserem Tauchguide, dass ich keine Luft im Jacket habe und somit wahrscheinlich Probleme beim Auftauchen habe. Er schaut auf meine Tauchcomputer und sieht nur mehr 50 Bar. Ich sehe da noch nicht so ein großes Problem, wenn wir dann langsam auftauchen. Er gibt mir ein Blei von ihm und meint ich solle an seine Tankstelle gehen. Ich verneine, er mit Bestimmtheit, du brauchst eine Tankstelle. Na, dann muss ich mich halt überwinden und meinen Regler hergeben und seinen nehmen. Seit ich das letzte Mal im roten Meer bei diesem Manöver Wasser ohne Ende getrunken habe, habe ich eine Abscheu davor. Aber ich hole nochmals tief Luft und übernehme seinen Oktopus, atme aus und bekomme kein Wasser in den Mund. Angst überwunden!

wir sehen noch schlafende Haie

 

Wir tauchen noch eine Weile und langsam geht es auf die 5 Meter, wo ich wieder auf meinen Regler zurück gehe. Normalerweise geht Ferry vorher die Luft aus, aber ich denke, die Schmerzen und auch das zu wenige Blei, haben im Hinterkopf mir irgendwie suggeriert, dass ich Probleme habe.

 

Einfach peinlich, zu wenig Blei , verletzt und eine Tankstelle gebraucht. Alles ist mir noch nie passiert!

Trotzdem es war ein toller Tauchgang mit einem wirklich super Guide.

meine beiden verletzten Finger

 

 

Meine Finger bade ich im heißen Kamillentee.

 

 

 

P.S.: Wir haben noch immer moderaten N-NE Wind.