Törnmotto diesmal: KAZUNGA!
Der Begriff “KAZUNGA” ist einem Buch von Karl Vettermann entlehnt. Wer diesen Ausdruck verstehen möchte, sollte sich die “Barawitzka” Serie nicht entgehen lassen. Ein Leseabenteuer für beginnende und aktive Segler.
1. Tag: Fahrt von Wien nach Port Grimaud
Die Anreise verlief planmäßig, wenn man von kleineren Hindernissen, wie folgt absieht:
Wir trafen uns um 00:15 und verließen Wien um 01:00. In Arnoldstein baute sich eine große Schlange zum Tanken auf. Kunststück, in Italien ist das Benzin um 4 Schilling teurer. Danach stupides Autobahn fahren auf italienischen Autostradas mit 120 -160 km/h, bis wir nach endlos vielen Tunnels die französische Grenze erreichten. Nach dem Passieren wurden wir mit französischen Mautautomaten konfrontiert.
- Frage: Wo ist der Geldeinwurf? Antwort: Das Körberl.
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Frage: Gibt es Retourgeld? Antwort: Ja. Voraussetzung dafür sind jedoch Französisch Kenntnisse oder “gekonntes Abfingerln”.
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Frage: Wie elegant trifft man ins Körberl? Antwort: Nicht zu schwungvoll. (Man frage Andi)
Apropos Mautstellen: wenn man in Italien mit zwei Mautkarten bezahlen will, ist das “KAZUNGA”.
Das obligate Zittern “reicht das Benzin?” ersparen wir uns näher auszuführen. Von St. Raphael, dem Ende unserer Autobahnstrecke, bis Port Grimaud wäre zu sagen “KAZUNGA”. Kreisverkehr ohne Rechtsvorrang – und deren viele Franzosen, die nicht Autofahren können, vergällten uns die letzten Kilometer.
Endlich angekommen, nach 16,5 Stunden und ca. 1200 km, finden wir David, den Bootslakaien sauer vor – er rechnete mit unserem Eintreffen bereits um 09:00 morgens. Entsprechend schnell und gar nicht nach südländischer Manier fand die Bootsübergabe statt. Das Boot ist sehr gut ausgerüstet (Loran-C, Warmwasser, Autopilot, Sextant, Spi) sogar alles Aufpreis frei, aber Kleinigkeiten wie z.B. Karten, Hafenhandbücher, Bettwäsche oder Weltempfänger fehlten oder waren zu organisieren.
Wenn man von dem teuren Abendessen absieht (Captain’s Dinner) war unser Eindruck von Frankreich ohne uns wiederholen zu wollen “KAZUNGA”.
2. Tag: Port Grimaud
09:00 Morgens: “Das soll alles ins Boot?”, oder wie verstaut man ca. 1000 Liter Kofferraumvolumen in einem Segelboot. Auch das Problem wurde gelöst, obwohl, wie immer, zu wenig Schapps vorhanden waren. Andi und Carmen, die das Vorschiff bewohnen, schlafen auf einen riesigen Berg Lebensmitteln. Wer soll das alles Essen?
Nach getaner Arbeit wurde die Geruchsbelästigung so groß, dass Duschen unumgänglich wurde. Nach erfolgreichen Ergattern eines Hafenplanes war das Auffinden der Duschen dennoch etwas schwierig. Man stelle sich eine Hafenanlage von ca. 7 km² vor, in der es nur 2 Duschmöglichkeiten gibt. Als wir endlich eine gefunden hatten, stellte sich heraus, dass man nur Duschen kann, wenn man zu den glücklichen zählt die Jetons besitzen. Da das bei uns nicht der Fall war, mussten wir zuerst den “Guardian” finden, der gegen einen Obolus von 10 FF einen Jeton tauscht. Zurück bei den Duschen stellte sich heraus, dass nur eine Dusche funktionierte und die war im Männerklo.
Nach dem Motto “Endlich weg” verließen wir Port Grimaud in Richtung Hafentankstelle. Dort bunkerten wir Diesel und treidelten das Boot nach vorne, um kurz liegenzubleiben, weil wir den Hafenkapitän aufsuchen wollten. Unter Einsatz seiner Kraft und seines trockenen Gewandes, pullte Andi den Skipper trockenen Fußes an Land. Der Besuch des Hafenkapitäns verlief dagegen fruchtlos, da nur eine Tussi anwesend war, die nichts von Ausklarieren verstand. Folge dessen verließen wir Frankreich – EG-konform – formlos. Bis auf weiters kehren wir Frankreich den Rücken.
Seit 18:00 ist eine Wacheinteilung die wie folgt aussieht:
3. Tag: Fahrt von Port Grimaud / Frankreich nach Porto Addaya / Menorca
Was sollen wir berichten?
Traumhaftes Wetter und guter, lang anhaltender Wind, aus einer akzeptablen Richtung lassen nur einen wunderschönen Eindruck zurück.
Segeln pur, inklusive einiger Hawaii – Telefonate.
Eine sternenklare Nacht mit Sternschnuppen untermalte diesen langen Schlag, der (hier sei vorgegriffen) 230,5 sm ausmachen wird.
Alles in allem “Einfach Super”.
4. Tag: Fahrt von Port Grimaud / Frankreich nach Porto Addaya / Menorca
Gegen 05:00 früh meldete sich “Helmi” mit “Battery low”, was uns jedoch nicht sehr störte, da wir davon ausgingen, wie bei der Bootseinweisung gesagt wurde, dass das Bordstromnetz von der Motorbatterie automatisch getrennt sei.
Andi übernahm die Funktion des Autopiloten und aus Rücksicht auf die anderen Crewmitglieder wurde der Motorstart auf 06:00, dem Wachwechsel, verschoben.
06:00: OJEEEEE… es stellte sich heraus, dass das mit der Motorbatterie “KAZUNGA” war. Unsere Startversuche verliefen erfolglos. Die folgenden Stunden verbrachten wir mit Denksportübungen wie z.B.: Wie kann ich mit dem Dingi-Motor den Diesel starten?
Nach der frustvollen Erkenntnis “Kein Motor” montieren wir “SUSI” (Dingi-Motor) an der 1/3 Badeleiter. Sie erwies sich als guter Flautenschieber.
Nach diversen Tankfüllungen und vielen blauen Dunst (Camel oder Benzin-Diesel Gemisch) kamen wir wieder in windige Bereiche. Hier sieht man, wie sehr ein Segelboot einem Motorboot überlegen ist und setzten Segel.
Da die anfänglichen Windstärken sehr zu wünschen übrig ließen, ergab sich folgende Codesprache:
JUBEL = 4,0 kn
JUBELJUB = 4,5 kn
JUBELJUBEL = 5,0 kn usw.
Die Reduktion eines solchen Grades wurde mit einem lauten OJE gemeldet. Wir erreichten Menorca mit “JUBELJUBELJUBELJUB” und kreuzten Richtung Porto Addaya auf.
“SUSI” musste wieder qualmen und schob sie uns in den Hafenbereich. Andi steuerte, aber keiner wusste wohin. Hafenhandbücher sind purer Luxus – überhaupt bei Finsternis. Als wir an einer grünen Tonne vorbei kommen, folgende Werte am Echolot ablasen: 2,4 .. 2,0 .. 1,6 .. 1,2 .. 1,0, dann war Stille, bis jemand sagte, “Das Boot steht”. Wir saßen auf Schlamm. Eine gewisse Manövrierunfähigkeit war damit gegeben.
Es war unsere ruhigste Nacht (kein Schaukeln, kein Schwojen, keine Festmacher), aber Sicherheitsanker inklusive Paddel einen halben Meter vor dem Boot ausgebracht.
Danach folgte Spagetti bei Kerzenlicht, denn die Wasserpumpe ging gerade noch.
5. Tag: Porto Addaya / Menorca
Es ist 09:00 morgens. Der Hafenkapitän war pünktlich zur Stelle, obwohl eigentlich ausgemacht war, dass wir uns bei ihm treffen. Nach kurzer Konversation – er auf spanisch, wir mit Händen und Füßen – brachte er uns eine 88 Ah Batterie, um unser leidliches Problem zu lösen. Es fand sich weiters ein Motorboot ein das uns achteraus in Schlepp nahm.
Gelegentlich haben wir gegen Motorboote überhaupt nichts einzuwenden. Raimund musste unter Überwindung seiner selbst den Mast hinauf, um an der Backbordsaling eine Trosse anzubringen.
Manöver wie folgt:
Der Hafenkapitän kränkte das Boot mit der Backbord-Schlepptrosse, und das Motorboot unterstützte unseren eigenen, bereits laufenden Motor (Jubel) achteraus. Wir kamen sofort frei.
Wir legten in der Marina an und erfreuten uns am Landstrom, dem Entsalzen des Schiffes und der warmen Dusche inklusive intensiver Körperpflege.
Der restliche Tag wurde mit diversen Reparaturen, mit dem Spielen mit diversen Bootsinstrumenten, Wäsche waschen und dergleichen verbracht. Am Abend gab es für Raimund eine kleine Überraschung. Um den Vorbereitungen gerecht zu werden, verschleppten Andi und der Kapitän, Raimund zu einem kleinen Bier, denn zu einem großen reichte das Geld nicht, um den Mädels die Chance zu geben, mit Abendessen und Geburtstagskuchen fertig zu werden. Der Kuchen wurde mit Kerzen und einer “KAZUNGA” Glasur verziert.
Bei Beluga Kaviar und Rotwein begannen wir die Zeremonie. Als diese Zeilen geschrieben wurden, dauerten die Geburtstagsfeierlichkeiten noch an.
6. Tag: Fahrt von Porto Addaya / Menorca nach Porto Mahon (Mao)
Es ist ein Kreuz mit der Kreuz. Wie immer müssen wir gegen an. Nach 6 Stunden aufkreuzen, erreichten wir Porto Mahon, dessen Einfahrt ein prachtvolles Bild bot.
Während unserer Fahrt trat unser kleiner Kopernikus (Loran-C) in den Streik. Trotz Wechsel auf andere Ketten war dem kleinen Ding kein Standort zu entlocken. Ferry ist mittlerweile Loran-C Spezialist. Später stellte sich jedoch heraus, dass die primäre Loran-C Kette für das Mittelmeer für einige Stunden außer Betrieb war.
Die Marina verläuft entlang des Hafens und so konnten wir an einer Muring (oder waren es doch drei – fragt Andi) fest machen. Achterseitig gesehen wollte Brigitte den Marinafuzzi von der Pier stoßen, da er nur blöd redete und uns im Weg stand.
Das Abendessen (unser 1. spanisches Essen) nahmen wir in einem Hafenrestaurant ein. Es gab Muscheln, Paella, Fische und ein Stück totes Schwein. Es war reichlich und mundetet hervorragend. Als wir dann zahlen wollten, wurde es kompliziert, denn der gute Mann wollte einfach nicht verstehen, dass wir seperato zahlen wollten und ließ uns einfach sitzen bis Ferry in einem Christian-Like-Zornanfall in das Lokal dampfte um dem Chef klar zu machen, dass WIR die Gäste sind. Er dividierte uns dann die Rechnung auseinander, worauf wir einen Rabatt von 2000 Pts bekamen.
Nach einem Umtrunk auf Raimunds Geburtstag (kostet der Sangria jetzt 1600 Pts pro Glas oder pro Karaffe) torkelten wir aufs Schiff zurück, nahmen noch einen kleinen Schlummertrunk und diskutierten bis in den frühen Morgen hinein.
7. Tag: Fahrt von Porto Mahon (Mao) / Menorca nach Porto Colom / Mallorca
Nach dem Frühstück bildeten wir zwei Stoßtrupps. Der Erste gebildet von Brigitte, Carmen und Raimund war für das Nachbunkern diverser Getränke zuständig. Der Zweite, gebildet von Andi und Ferry besorgte weitere Karten und ein Hafenhandbuch, um weitere Blindflüge in unbekannte Häfen zu reduzieren. Nach dem Absolvieren dieser Übungen wurden Ansichtskarten an Zuhausegebliebene, Tachinierende bzw. Selbstverstümmler geschrieben. Nachdem dieser Kelch an uns vorüberging, legten wir ab, um Baden zu gehen.
Das Ankermanöver glückte wider Erwarten auf Anhieb und wir begannen unsere Körper mit Salz zu überziehen.
Gegen 21:00 hieß es Anker lichten und Kurs Ostküste Mallorca. Kurz nach dem Segel setzen hörten wir einen lauten Knall und es begann das obligate Ratespiel für Hochseesegler: “Was ist nun gebrochen?”. Des Rätsels Lösung: Der Holepunkt der Großschot am Baum flog völlig Aufpreis frei durch die Gegend und Andi hatte seine mühe die Großschot in die letzte angenietete Vorrichtung einzuschäkeln. Der Großbaum verfügte über drei dieser Vorrichtungen, von denen jetzt zwei ihren Geist aufgegeben hatten. Unsere verbleibende Dritte muss jetzt halten.
Der Rest des Abends verlief arbeitsreich wie immer und einige Stimmen der Freiwache wurden laut “Muss denn das Boot immer so schräg stehen?”. Brigitte kullerte nämlich von Luv nach Lee und detonierte auf Ferry.
8. Tag: Fahrt von Porto Mahon (Mao) / Menorca nach Porto Colom / Mallorca
Gegen 03:00 morgens tauchte ein Frachter auf Kollisionskurs auf. Obwohl er Nachrang hatte, schien er uns nicht wahr zu nehmen. So mussten wir Wenden fahren um den Pott auszuweichen und um wieder auf unseren alten Kurs zu gelangen.
Gelegentlich drehte der Wind, was unfreiwillige Wenden zur Folge hatte.
Endlich in Porto Colom angekommen, bereiteten wird entgegen unseren normalen Gepflogenheiten ein Frühstück zu, bevor wir zu Bett gingen. Als wir gegen 14:00 schlafen gingen, meinte Raimund “Den Wecker brauchen wir nicht, da wir gegen 17:30 sicher wieder auf sein werden”. Unser erstes Lebenszeichen gaben wir aber erst gegen 18:15 von uns. Wieder kein Wetterbericht – OJE.
Da beim Gulasch einkochen etwas schief gegangen ist, wurde endlich die seit einem Jahr immer wieder mitgeführte Dose Ravioli verzehrt.
Am Abend desinfizierten wir uns sicherheitshalber unsere Mägen mit Sangria.
9. Tag: Fahrt von Porto Colom / Mallorca nach Ibiza
Frage: Wo kauft man Stecker in Porto Colom?
Antwort: Ganz logisch – in der Drogerie .
Wir besorgten noch Kleinigkeiten, die uns ausgegangen sind und spazierten nachher – nachdem die Frauen meinten “Heute kein Reisfleisch” – in das am weitesten abgelegene Restaurant. Hier bereitetet uns Bagare seperato keine Probleme und unser Vertrauen in die hiesige Gastronomie wuchs wieder.
Wir spazierten gemütlich zurück, ärgerten uns über nicht funktionierende Fotoapparate und bestaunten ein gesunkenes Segelschiff.
Gegen 16:00 verließen wir den gemütlichen Hafen und hatten wie immer den Wind gegen an. Wir waren auf den Weg nach Ibiza.
10. Tag: Fahrt von Porto Colom / Mallorca nach Ibiza
Der Wind und der Seegang wurden immer stärker. Schlafen wurde unmöglich und die Laune, die Reise fortzusetzen sank bei vielen Crewmitgliedern auf den Nullpunkt. Da es aussah, als ob der Wind noch weiter zulegen könnte und damit Sturmstärke erreichen würde, beschlossen wir nach Palma de Mallorca auszuweichen.
Hier liegen wir nun, nachdem wieder einmal ein Tag verschlafen wurde, vollkommen ermattet und darniederliegend und haben nicht einmal Lust auf einen Drink zu wallern. Die Fortsetzung der Reise nach Ibiza wurde nach längerer Beratung am braunen Tisch endgültig vom Programm gestrichen.
Für Morgen ist dafür eine Stadtbesichtigung geplant.
11. Tag: Hafentag in Palma de Mallorca
Endlich ein Tag zum Faulenzen – sollte man meinen. Wenn da nicht so unangenehme Pflichten wären, wie Boot entsalzen, Rigg nach Schwerwetter auf Schäden kontrollieren, Wäsche waschen (das Fetzenschiff) etc.
Den Nachmittag gestaltete Raimund und Polyglott. Die Besichtigung von Palma de Mallorca, der Altstadt, erledigten wir in ca. 3 Stunden, wobei es uns kein einziges Mal gelang, eine Kirche von innen zu sehen.
Nach dem Frischmachen auf dem Boot ging es zum Abendessen. Nach dem Motto “Wer die Wahl hat, hat die Qual” fanden wir uns in einem klimatisierten, optisch sehr schönen Restaurant ein.
Die Consommé (Kraftbrühe) hatte vermutlich kein Stück Fleisch gesehen, die Muscheln waren mindestens drei Tage alt, das Grillhuhn entpuppte sich als Wasserleiche, nur der Reis der Paella war genießbar und musste auf alle Hungrigen aufgeteilt werden. Alles in allem “KAZUNGA”.
Für den Entgang unseres Ibiza Besuches suchten wir eine hiesige Diskothek auf, die uns beim Eis essen empfohlen wurde. Um 23:15 mit dem Taxi dort angekommen (das Taxi war sehr billig), wurde ein horrender Betrag (das Stückerl beim Mann mehr kostete 500 Pts) von uns gefordert, um in den Diskothekentempel aufzufahren.
Voller Erwartung betraten wir den Aufzug um in die höheren Sphären zu reisen, wobei sich ein traumhafter Ausblick über Palma de Mallorca ergab, aber unsere Erwartungen mit einem jähen Entsetzen unterbrochen wurden, als wir fünf die einzigen Gäste waren. Flux wurde der Frust an der Bar heruntergespült (die hiesigen Mischungen sind sehr streng) und wir gaben erst gegen 01:30 morgens verzweifelt auf. Nach einem Schlummertrunk am Boot verschwanden wir unter Deck, um voraussichtlich auch den nächsten Vormittag zu vertrödeln.
12. Tag: Fahrt von Palma de Mallorca nach Puerto Campa
Nach dem Frühstück hieß es für Andi, Carmen und Raimund einkaufen gehen. Man sollte nicht glauben wie schwer man in Palma einen Supermarkt findet. Nach einer Stunde suchen fanden wir eine Art Gerngross inklusive Supermarkt. Mit der Blechdroschke ging es zurück zum Hafen.
Damit uns nicht fad wird, stellten sich die ersten Schwierigkeiten mit den laufenden Gut (den Schnürln) ein und weitere Provisorien müssen her. Auch bei leichten Wind ist das Hantieren mit defekten Rückholleinen und Unterliekstreckern “KAZUNGA”.
Obendrein “Wer braucht eine Logge?”. Andi’s tägliche Gymnastik besteht nun unter anderem, in kniender, devoter Haltung an dem kleinen Ding zu rütteln, um ihr wieder ein Lebenszeichen zu entlocken. Sonst gibt es keine Probleme an Bord des 1992 gebauten und zugelassenen Schiffes.
Am Abend erreichten wir die Bucht von Puerto de Campa und ankerten dort, welcher auch sofort hielt. Die T-Bone Steaks und die Koteletts bereiteten wir an Bord zu, da uns weder Grillkohle noch Holz zur Verfügung standen. Es wurde dennoch ein fürstliches Mahl, nicht zuletzt Dank Andis “knoblaucharmer” Beize.
Gegen 02:00 früh bemerkten Andi und Ferry voneinander unabhängig das Drehen des Windes um 180 Grad, was sich naturgemäß auf das Schwojen des Bootes auswirkte. Unser Anker hielt jedoch weiterhin.
13. Tag: Fahrt von Puerto Campa nach Puerto Pedro
Der Vormittag war fürs Baden reserviert. Als wir am Strand voraus eine Pinte entdeckten, wollten wir sofort SUSI am Dingi montieren, was aber nicht so einfach war. Das Salz hat nämlich die Haltebolzen festfressen lassen. Mit Grippzange fielen wir zu dritt und unter Aufbringung unserer ganzen Kräfte über die Bolzen her und fetteten sie ein, damit sie wieder gleitfähiger werden. Kurz darauf war SUSI zum Einsatz bereit und qualmte durch die Bucht. Zum Bier wäre zu sagen “Es war kalt”. Die Mädels verzichteten auf eine Überfahrt und lagen in der Sonne. Andi und Ferry gingen dann unsere Probleme mit dem laufenden Gut lösen. Die Rückholleine wurde verschmolzen und mit einem Sicherheitstakling versehen.
Danach hieß es Anker auf und mit geringen Windstärken segelten wir um den südlichsten Punkt Mallorcas mit Kurs auf Puerto Pedro. Als sich Raumwindkurs einstellte, hieß es “Klar zum Spinnaker setzen”. Hier gab es – oh Wunder – die nächsten Probleme zu lösen. Es waren die Seile einzuscheren und Stellen für die Blöcke zu finden, dass wir mit unseren zwei “Mickey Mouse” Winschen Großschot, Spischot, Achterholer, Spifall, Topnant, Spibaumniederholer kontrollieren konnten. Als er endlich stand, stand alles was stehen konnte, besonders das Boot, weil just in diesem Moment die Götter der Winde beschlossen, Siesta zu halten. Also räumten wir den Spi wieder weg und setzten die eiserne Genua.
Am frühen Abend, die Crew ist noch immer allergisch gegen Nachtfahrten, legten wir in Puerto Pedro an (unsere bis jetzt teuerste Marina), haben jedoch dafür den kürzesten Weg zu den Duschen.
Der Hafen ist ähnlich bezaubernd wie Porto Addaya. Das Abendessen war ausgezeichnet, sogar Andis Pollo war genießbar.
14. Tag: Fahrt von Puerto Pedro nach Porto Ratjada
Der heutige Vormittag verlief wie jeder ab, einkaufen, Wasser bunkern, Boot reinigen.
Gegen 13:00 legten wir ab. Nach einer sehr schnellen und gemütlichen Fahrt (einmal den Wind nicht auf die Nase) erreichten wir diese malerische Bucht “Mulla della Agulla”.
Wir ankerten und verplemperten den späten Nachmittag mit Tauchgängen nach dem Anker (hält er oder hält er nicht), baden, trinken, nichts tun und einer Dingi Rundfahrt, um auch diese Bucht mit einer Benzin-Dieselmischung zu verpesten.
Gegen 22:00 frischte der Wind auf und der Schwell in der Bucht wurde unangenehm. Den anderen gleichgetan beschlossen wir, die Mausefalle zu verlassen und den nächsten Hafen, Porto Ratjada, anzulaufen. Hier angekommen legten wir uns aufs Päckchen und verbrachten eine sehr ruhige Nacht.
15. Tag: Fahrt von Porto Ratjada / Mallorca nach Ciutadella / Menorca
Als wir am nächsten Tag gegen 10:00 ablegen, ohne für die Hafennacht bezahlen zu müssen, stellte sich kurz nach Verlassen des Hafens heraus, dass der Wind wie immer voll auf die Schnauze bläst.
Die Crew war durch nichts zu bewegen gegen an zu kreuzen und da auch der Skipper lethargisch war dieselten wir gegen an. Nach 4 Stunden Schaukeln erreichten wir Ciutadella und sperrten sicherheitshalber mit gesamter Kette und reichlich Trosse den Hafen ab. Prompt verfing sich der Anker des Nebenliegers, bei seinem Ankermanöver ohne unser Verschulden in unsere Kette.
Der restliche Tag wurde wie immer mit tachinieren und ähnlich anstrengenden Tätigkeiten verbracht. Abends wurden wir noch durch zwei Wasserbomben aufgeschreckt, die von halbwüchsigen Spaniern, von einem uns nicht spontan zugänglichen Ort, geschmissen wurden. Trotz Blitzaktion von Andi und Ferry gelang es nicht, die Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen. Nach dem obligaten Abendcocktail und Gespräche mit dem Nebenlieger gingen wir zu Bett.
16. Tag: Hafentag in Ciutadella / Menorca
Hafentag. Gut ausgeschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück pilgerten wir in die Altstadt von Ciutadella. Wider erwarten waren die Kirchen diesmal geöffnet und wir erfreuten uns an der Schönheit der meist recht einfach gebauten Häuser, Straßen und Gässchen. Leider waren die meisten Geschäfte entweder auf Grund Siesta oder wegen des Sonntags geschlossen – oder Gott sei Dank.
Nach einem endlos langen Spaziergang entschieden wir uns, auf ein Bier zu gehen. Das Lokal schien sehr freundlich, doch als wir es betraten, entpuppte es sich als Umschlagplatz und Konsumationszentrum von illegalen Rauchwaren. Unser Aufenthalt dort dauerte daher exakt ein Bier lang.
Das Abendessen soll hier noch besonders erwähnt werden. Alle Gerichte waren vorzüglichst und es tat uns fast leid dieses Etablissement nicht schon am Vortag entdeckt zu haben. Leider stellt sich nun schön langsam Abschiedsstimmung ein und die nächsten Tage stehen wohl ganz unter dem Motto “Wir fahren wieder heim”.
17. Tag: Fahrt von Ciutadella / Menorca nach Port Grimaud / Frankreich
Nach einem nicht sehr reichhaltigen Frühstück, da uns das Brot ausgegangen war, irrten wir in der Altstadt von Ciutadella umher, mit dem Ziel, einen Supermarkt zu finden. Die HinweisschilderCann auf den nächsten SPAR – Markt erwiesen sich als Kreisverkehr. Nach einer Stunde reichte uns die Herumwallerei und wir gingen in die Fußgängerzone zum Tags zuvor entdeckten Supermercado. Mit schwerbepackter Einkaufstasche und einer Kaffeekanne marschierten wir ins Feinkostgeschäft, um uns geistige Nahrung (Bailey’s) in Literflaschen zu besorgen.
Inzwischen hatte Ferry das Schiff für die große Überfahrt klargemacht – er hatte sich wieder einmal erfolgreich vor dem Einkaufen gedrückt – und nach dem Tanken ging es los. Wir hatten wie immer Wind auf die Nase, obwohl der Wetterbericht genau das Gegenteil angekündigt hatte. Um nicht wieder auf die Kreuz zu gehen, beschlossen wir mit der eisernen Genua zu segeln.
18. Tag: Fahrt von Ciutadella / Menorca nach Port Grimaud / Frankreich
Die Nacht von Montag auf Dienstag verlief ereignislos, wenn man vom Schlagen der Lichtmaschine absieht. Gegen 15:30 bekamen wir einen blinden Passagier, den wir nach unserem fehlenden Crewmitglied “Christian” nannten. Ferry fütterte und pflegte den kleinen Spatz, der offensichtlich müde und hungrig war. Wir waren über die Abwechslung an Bord froh und Andi baute dem Vogel ein Häuschen aus einem Schokoladekarton.
Gegen 22:00 zog dichter Nebel auf. Andi bewies seine Qualitäten als Nebelhornbläser, welches alle 3 Minuten erklingen musste. Christian verließ uns Richtung eines vorbeifahrenden Tankers gegen 22:00.
Um 22:30 leerte Andi die 15 Liter Reserve-Diesel aus dem Kanister in den Tank und wir hofften damit bis Port Grimaud auszukommen.
19. Tag: Fahrt von Ciutadella / Menorca nach Port Grimaud / Frankreich
Mittwoch morgens erreichten wir endlich Port Grimaud. In der uns zugewiesenen Box liegend, schrubbten wir zunächst das Boot, holten unsere Autos herein, kämpften mit dem GARDENA Schlauch, gingen duschen, verplemperten den Nachmittag usw.
Am Abend fuhren wir mit dem Auto nach St. Tropez, spazierten durch die Altstadt und den Hafen und versuchten ein Lokal zu finden, dessen Preisvorstellung einigermaßen den unseren entsprach, was nicht so einfach war.
Schlussendlich saßen wir bei einem dreigängigen Menü zu 98 FF (+ 15 FF Aufschlag) und stopften uns den Wanst voll. Der Bordeaux kostete einen Klax. Nach dem opulenten Mahl pilgerten wir zum Auto und fuhren zurück nach Port Grimaud.
20. Tag: Fahrt von Port Grimaud nach Cannes
Monaco – wir kommen – oder doch nicht? Es ist 08:00 und ein Gewitter tobt über uns (inklusive Aufpreis freien Hagel).
Nachdem das Gewitter vorbeigezogen war und es zu regnen aufhörte, bekam Andi einen fürchterlichen Arbeitsanfall und lederte das Boot ab. Als er dann noch anfing das Häusel zu putzen, waren alle sprachlos. Schließlich musste innen noch aufgewaschen werden.
Durch die vorgerückte Stunde änderten wir unseren Zielhafen auf Cannes ab. Nach einigen Stunden motoren und segeln mit JUBEL-JUBEL-JUBEL-JUB erreichten wir die Yachtanlage von Port Cannes. Ein kurzer Funkspruch erleichterte das Auffinden eines freien Liegeplatzes ungemein. Trotz zweimaligen Anfahren (wir vergaßen das Dingi wegzunehmen) und etwas Drift in der Box legten wir jedoch mit gewohnter Präzision und sportlicher Eleganz an. Cannes selbst entpuppte sich als nette Stadt mit winkeligen, verträumten Gässchen, vielen unerschwinglichen Lokalen, kleinen Geschäften mit großen Preisen, einigen schönen Mädchen und vielen – meist im Alter von Methusalem – Geldsäcken. Schlussendlich fanden wir uns in einem pseudo-italienischen Lokal ein, wo unser Menü aus brauchbarer Lasagne, jedoch in der Qualität sehr unterschiedlichen Pizzas bestand. Unser Mahl wurde von Trommelgewirbel und hüfteschlänkernden Tussis begleitet. Menschenmassen drängten sich durch die engen Gässchen in denen Sangria kostenlos ausgeschenkt wurde.
Nach dem wir zwei Becher ergatterten und am Weg zurück waren, veranstaltete Andi noch seine “Torrospiele” um den “KAZUNGA” in den er zuvor gelatscht war, wieder loszuwerden. Der Abend wurde gekrönt von einem spektakulären, sehr aufwendigen und sicher nicht billigen Feuerwerk, das von unserer Yacht aus wunderschön zu sehen war.
21. Tag: Fahrt von Cannes nach Port Grimaud
Wir standen gegen 09:00 auf, gingen nach einem ausgiebigen Frühstück in der Altstadt einkaufen und verplemperten den Vormittag.
Am Nachmittag hieß es “Auf zur letzten Fahrt mit der JOYCE”. Wir legten um 13:00 ab und segelten mit, na ja, recht guten Wind Richtung Port Grimaud. Die Frauen verschossen bis auf zwei Stück ihre letzten Bilder und wir lagen das letzte Mal in der Sonne.
In Port Grimaud gingen wir ins “La Calypso”, das Hafenrestaurant mit süßer Bedienung, essen. Ferry bestellte eine Flasche ausgezeichneten Rose und wir tranken auf einen wunderschönen, aber viel zu kurzen Urlaub, den wir, wenn irgend möglich, wiederholen werden.
Nach einem letzten Umtrunk an Bord – der Bailey war schon leer, aber wir hatten noch den Cognac von Andi – gingen wir zum letzten Mal in die Kojen.
22. Tag: Fahrt von Port Grimaud nach Wien
Wir standen um 08:00 auf, frühstückten und räumten die letzten Utensilien, die nicht bei der Übergabe am Boot waren, in die Autos. Mit David war für 09:00 die Bootsübergabe ausgemacht, also begannen wir um 08:45 das Boot zu reinigen. Mitten im Zusammenkehren unter Deck betrat dieser den Schauplatz des Geschehens und suchte verbissen den Großbaum nach dem vom Skipper Tags zuvor gemeldeten Schaden an den angenieteten Vorrichtung ab. Nach erfolgreichen Findens dessen, rannte er vom Boot, holte sich einen Werftarbeiter und zerrte ihn aufs Boot. Dieser begann in aller Ruhe unsere soeben gereinigte Pflicht mit Metallspänen zu beschmutzen. Serge David, seines Zeichens Bootslakai, ersparte uns das weitere putzen und beendete die Bootsübergabe mit den Worten “Ok, alles in Ordnung”. Über die flotte und unkonventionelle Übergabe überrascht, verließen wir das Boot, bauten uns am Pier zum Gruppenfoto auf und beobachteten die neuen Charterer beim Einräumen.
Um 13:00 starteten wir Richtung Wien und rasten mit Tempo 40 – 60 durch die Ortschaften bis St. Raphael. Die Autobahnfahrt war angenehmer und ging schneller als beim runterfahren, weil wesentlich weniger Verkehr war. Wir waren gegen 02:00 früh in Wien und verabschiedeten uns voneinander, bis zum nächsten Segeltreffen, wo die große Umverteilung und das gemeinsame Einsicht nehmen in Fotos und Film stattfinden wird.
Die Crew “KAZUNGA”