Archiv für den Tag: 06/12/2019

Wenn Seglers Albträume wahr werden

Eigentlich sollte jetzt unser Bericht über die Ankunft in Hakahau, Ua Pou erscheinen, mit Fotos und dem Hinweis, dass auch die Überfahrt ihre Bilder bekommen hat.

Das Ankerfeld ist schon ziemlich voll, aber wir können uns noch außen, neben einer Amel 54, legen. Der Skipper, Thomas, hilft uns mit dem Heckanker und bald liegen wir fest vor Bug- und Heckanker.

Am nächsten Tag bleiben wir an Bord um sicher zu gehen, dass Alrisha an ihrem Platz bleibt, wenn wir von Bord gehen. Alles schaut gut aus und wir fühlen uns zwar an La Playta/Panama erinnert, ob des vielen Schwojens.

Am nächsten Tag schaffen wir es endlich an Land und melden uns bei der Gendarmerie an. Bei der Post gibt es kein „Mananet“, aber wir bekommen Wifi bei einer Bibliothek, wo wir auch Postkarten erstehen können. Mails, Bank, Versicherung, etc. verbrauchen den Akku des Laptops. Rasch noch ein Posting im Facebook und schon geht es zurück aufs Schiff. Wir freuen uns schon sehr auf das Festival, dass am 16.Dezember beginnt. Wir sind gerade noch rechtzeitig angekommen und haben die Nr. 10 laut offizieller Liste bekommen. Nur 10 Schiffe dürfen heuer im Haupthafen zum Festival bleiben.

Heute aber ist Krampus, der 5. Dezember 2019. Bei uns zuhause bedeutet das „Kettengerassel“, und fürchten vor dem Krampus und seinen Perchten. Hier aber sind wir weit davon entfernt. Wir wollen wieder an Land um die Emails zu beantworten und um ein paar frische Sachen zu besorgen. Doch der Wind hat zugelegt und der Schwell steht aus Nord in den Hafen. Alrisha beginnt zu „tanzen“. Wir entscheiden an Bord zu bleiben.

Immer mehr ruckt Alrisha in die Kette und zieht am Heckanker. Nun, ein wenig gewöhnt haben wir uns an solche Situationen, aber muss das sein? Brigitte arbeitet an unseren Fotos, die wir zuhause Freunden zeigen wollen und ich sehe ihr über die Schulter als plötzlich ein lauter Knall ertönt …

Alrisha bricht nach Backbord aus! Hinter uns sind die Felsen! Panik setzt ein …
Rasch sind wir an Deck und begreifen sofort – nein, das darf einfach nicht sein – die Kette ist gebrochen! Wir starten den Motor – ich fange das Schiff ab und steuere in den Schwell zurück. Unser Nachbar bekommt alles mit und springt ins Dinghi um sich um unseren Heckanker zu kümmern.

Das Adrenalin ist voll eingeschossen, aber wir realisieren, dass wir alles unter Kontrolle haben. Ich steuere Alrisha zur Pier für die großen Schiffe und dort haben sich bereits Segler aus unserem Ankerfeld eingefunden um Leinen anzunehmen. Eines ist gleich klar – hier sollten wir nicht lange bleiben, denn der Schwell schmeißt Alrisha immer mehr gegen die Großbootfender.

Der ehemalige Heckanker wird nun zum Abhalten des Bugs von der Pier eingesetzt. Kaum kehrt etwas Ruhe ein überlegen wir gemeinsam mit unseren mittlerweile zahlreichen Helfern, wie wir weiter vorgehen. Mike aus Oregon meint, er habe einen „Fänger“ für solche Situationen und in der Tat, nach einmal links und einmal rechts fahren mit dem Dinghi hängt die abgerissene Kette im Bergeanker. Ein Fender wir angeschlagen und dann kann Alrisha kommen um den Rest der Kette wieder aufzunehmen.

Eine 16mm Bleileine schäkeln wir in das letzte Glied ein und schon hängt Alrisha wieder an ihrem eigenen Anker. Thomas hält bereits die Leine für den Heckanker bereit und bald liegt Alrisha wieder nahezu am gleichen Ort wie zuvor.

Kein Helfer wird entlassen, zu dankbar sind wir für die erwiesene Hilfe und Seemannschaft. Alrisha’s Kühlschrank spuckt kaltes Bier für alle aus und ein Seufzens des Erleichtert Seins macht die Runde.
Kettenrasseln in dieser Art wollen wir nicht mehr hören …

mit Sailmail per Pactor 4 und SSB Funk übertragen.
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