Ich mache klar Schiff und inzwischen meldet sich Ferry bei Pitcairn Radio und fragt ob es möglich ist an Land zu kommen. Nach „zähen“ Verhandlungen heißt es in 5 Minuten könnt ihr mit. Was? Fünf Minuten? Das heißt: Deck klarieren nur das notdürftigste, Duschen gestrichen. Rucksack einpacken: Geld, Reisepass, Schiffspapiere, Kamera, Handy, Lesebrille, Funkgerät. Schnell noch etwas sauberes anziehen und fertig (Aufs Wasser haben wir vergessen).
Pitcairn ist gut bekannt als die Heimat der Nachfahren der Meuterer von der Bounty die hier gemeinsam mit ihren polynesischen Partnern etwa 20 Jahre unentdeckt lebten. Fletcher Christian und seine Seemänner entdeckten Pitcairn 1790 als unbewohnte, fruchtbare Insel. Sie entluden die Bounty und verbrannten sie um alle Spuren zu verwischen. John Adams, einer der Crew, führte später die Gemeinde, sorgte für die Ausbildung der Kinder und für die Bewirtschaftung der Insel. Sein Grab ist das einzige der ehemaligen Meuterer das bekannt ist und besichtigt werden kann.
Das Longboat wartet schon auf uns, geht längsseits und wir steigen über. Dann werden etwa 25 Gäste vom Kreuzfahrer abgeholt. Das ist ein wenig komplizierter. Die müssen zuerst ins Zodiac und vom Zodiac ins Longboat. Endlich sind alle aufgenommen, wir sitzen am Boden und es geht in einer schnellen Fahrt zur Bounty Bay. War die Einfahrt in den Hafen von Hanga Roa schon sehr tricky, ist diese noch um eine Potenz heftiger. Wir gleiten auf der Welle in den Hafen. Geschafft! Noch glauben wir es nicht.
Am Pier warten schon die Pitcairner auf ihre Gäste und wir werden nett begrüßt. Wir fragen, wie es mit dem Einklarieren sei. Kein Problem, aber derzeit sind sie beim Kreuzfahrer, irgendwann später, wir rufen euch über die Funke.
Adamstown liegt am Berg oben und wir bekommen schon mal einen Vorgeschmack auf die hügelige Landschaft von der Insel, heißt doch der Aufgang zur Stadt „Difficulty Hill“ und wird seinem Namen gerecht. In der „Stadt“ besichtigen wir die Schule, das Museum hat leider noch geschlossen, kaufen Ansichtskarten, schreiben sie und werfen sie in den Postkasten. Bin mal gespannt wie lange deren Reise dauern wird. Wir kaufen uns auch noch je ein T-Shirt, als Andenken. Es sind aber auch unsere teuersten, schlagen sich mit je 25 USD zu buche. Wir sehen uns die Überblickskarte an und schon kommt ein Einheimischer und hilft uns, was wir tun können. Ihr könnt eine Runde um die Insel machen. Na das machen wir doch glatt. Einen Prospekt mit Karte haben wir schon unten bei der Pier bekommen.
Da fängt uns noch die Lady von der Einklarierung ab, die Polizei ist auch gleich zugegen. Wir füllen ein Blatt aus, bekommen unseren Einreisestempel und auch gleich unseren Ausreisestempel. „Ausreisedatum setzt Euch selbst ein“, sagt sie. Sie wollen keine Schiffspapiere sehen, nur 100 USD. Das ganze dauert nicht mal 5 Minuten. Das nenn‘ ich mal easy. Wenn man kurz überlegt ist das Entgegenkommen der Behörde das Datum selbst einsetzen zu dürfen für den Ort passend. Niemand weiß wann man wieder anlanden kann. Und wenn der Wind meint, fahrt, dann sollte man auch fahren dürfen!
Wir gehen zurück Richtung Bounty Bay Landing, biegen aber vorher Richtung St. Paul’s ab. Wir gehen aber nicht bis zum Ende des Weges, sondern biegen zum „HA Point“ ab. Von dort hat man einen tollen Blick über Adam’s Town und über die Bounty Bay. Am Weg zurück kommen wir bei Bananenstauden vorbei. Und es gibt welche die man einfach erreichen kann und die reif sind. Unsere Mägen erinnern uns, dass wir heute noch nichts gefrühstückt haben. Wir ernten 2-3 Bananen. Oh, schmecken die herrlich.
Weiter geht es beim Tennisplatz vorbei. Soll ich erwähnen, dass auf einer bergigen Insel sind? Wir laufen Hügel rauf und Hügel runter, nur damit wir wieder die verlorenen Meter bergauf gehen dürfen.
Wir kommen bei der alten Radiostation vorbei und es geht weiter Richtung „Highest Point“. Dieser liegt auf 347 Meter. Schon beim letzten Stück bergauf merke ich, dass meine Beine anfangen weh zu tun. Bei der Abzweigung zum Aussichtspunkt, bekomme ich dann in beiden Unterschenkeln einen Krampf. Ich kann nicht mehr stehen, lasse mich auf der Straße nieder und Ferry versucht mir die Krämpfe raus zu massieren. Kaum ist der Krampf weg und ich bewege meine Zehen ist er auch schon wieder da. Ich liege einfach auf dem Weg und mir kommen die Tränen. Ein Gast vom Kreuzfahrer kommt vorbei und gibt mir sein Wasser. Da es nach 15 Minuten noch immer nicht besser wird, geht Ferry zu dem Aussichtspunkt und macht ein paar Fotos. Inzwischen ist das linke Bein krampffrei. Ich versuche das andere zu lockern. Und endlich traue ich mich wieder aufstehen. 12 Tage an Bord und dann eine Wanderung wie diese ist nichts mehr für mich. Wann wieder Internet haben, muss ich mir Turnübungen für meine Beine raussuchen, die ich während der Überfahrt machen kann.
Ich gehe auch langsam noch zum Highest Point. Leider sieht man nicht so wirklich über die ganze Insel. Aber beim Weg retour, ergeben sich ein paar tolle Ausblicke auf die Insel und die Stadt.
Unten angelangt, ca. 12 km sowie gut 500 Höhenmeter später trinken wir mal einige Gläser Wasser. Dann geht es weiter zur „Christian’s Bar“, wo wir uns ein Bier gönnen. Man glaubt es kaum, wir kriegen deutsches Bier (Bitburger und Königspilsner). 🙂 Das Bier kaufen/bekommen die Pitcairner von den Kreuzfahrern.
Wir haben in der Früh um etwas Gemüse und Obst gebeten, da es in den Gambier nicht so einfach ist. Eine Schachtel voll Bananen, Passionsfrüchte, Limetten, Orangen sowie Krautköpfe, Kürbisse, Jungzwiebel und frischen Salat (!) bekommen wir um 15 Dollar. Wir bezahlen unsere Schulden und wandern langsam zum Kai.
Immer wieder haben wir die Chance mit den Einheimischen zu plaudern und sie geben gerne Auskunft.
Zur Zeit leben 37 Leute auf der Insel, davon 3 Kinder. Man kann auch hierher auswandern, gern gesehen sind Familien. Man hat eine 6 monatige Probezeit und man hinterlegt ein Depot von 15000 NZ-Dollar. Eine Überfahrt von Gambier/Neuseeland nach Pitcairn und retour kostet 1500/5000 NZ-Dollar. Von Neuseeland nach Pitcairn, dagegen bezahlt man nur 500 NZ-Dollar, wenn man immigrieren möchte.
Gearbeitet wird Dienstag, Donnerstag und Sonntags und da nur Vormittags. Ausgenommen sind natürlich die Tage mit den Kreuzfahrern. Ca. 30 Jachten besuchen die Insel im Jahr. Auch macht der Supermarkt an den anderen Tagen für 15 Minuten auf, wenn man kaufwillig ist. Die meisten hier sind Adventisten. Bis vor kurzem gab es auf der Insel weder Alkohol noch Zigaretten. Das Versorgungsschiff kommt 4 Mal im Jahr. Ich denke mal, wenn hier keine Touristen sind, ist es ganz schön einsam.
Unser Longboat ist um 17 Uhr bereit uns wieder zurück zu bringen. Die Wellen sind ein wenig höher als in der Früh und so wird die Ausfahrt aus dem Hafen eine feuchte Angelegenheit. Beim Kreuzfahrer angekommen, werden die Gäste wieder ins Zodiac verfrachtet und danach aufs Schiff.
Das Longboat geht längsseits zu Alrisha, wir steigen um und wir bekommen unsere Schachtel mit dem Gemüse und Obst. Beim Ablegen hebt eine Welle das Longboat und es verhängt sich in unserer Solarzelle auf der Reling. Wir haben einen Kratzer in einer Zelle und das Gestell ist verbogen. Beim Longboat ist eine Scheuerleiste abgegangen. Kazunga!
Ferry kocht noch Spaghetti, wärmt die Pasta Ascutta auf und ich mache uns einen Cocktail. Todmüde fallen wir in unsere Kojen und träumen von Pitcairn und den Meuteren auf der Bounty.
Auch wenn wir nur einen Tag auf dieser abgelegenen Insel verbracht haben unterliegen wir ihrer Faszination. Wäre der Kreuzfahrer nicht da gewesen, hätten wir nicht anlanden können und dankenswerter Weise war die Überfahrt für uns gratis. Für Segelboote kommen die Pitcairner nicht nach West Harbour. Vor der Bounty Bay holen sie einem um 50 Dollar ab.
Alles in allem, schön wars! 🙂