Obwohl wir ja eine lange Pause in Panama eingelegt haben, wollten wir die Service Arbeiten auf dem „rolligen“ Ankerplatz nicht erledigen. Jetzt in Ecuador angekommen wollen wir zunächst noch die Liste angehen bevor wir uns ins Landesinnere auf Erkundung begeben.
Die Arbeitsaufteilung ist ziemlich klar. Brigitte erledigt die längst fälligen Nähaufgaben am Bimini, der Sprayhood und sonstigen Teilen, wie Flaggen, etc. und ich hingegen darf die Staukoje ausräumen, das Werkzeug ausfassen und mich an das Motorservice heran wagen.
Brigitte wird beim Nähen immer besser und schneller und ich tausche langsam aber sicher die beiden linken Hände durch eine halbe rechte und eineinhalb linke. ? Kenntnisse in Bordelektrik und Motorkunde habe ich als „IT Pro“ leider nicht erworben und so dauert alles länger, aber es wird …
Wer nicht längere Zeit auf einem Boot lebt, der kann sich die dabei entstehende Baustelle wohl kaum vorstellen. Aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte!
Der Serviceplan schreibt mir diesmal Tausch des Getriebeöls, des Motoröls sowie deren Filter vor. Da gibt es einen Diesel-Vorfilter im Wasserabscheider, einen Dieselfeinfilter und natürlich einen Ölfilter. Das sich diese auf einem Schiff immer an den Positionen befinden, wo man nur mit zusätzlichen Gelenken dazu kommt, scheint eine Absicht des Konstruktors zu sein. Welch Glücklicher, der zu seinem Motor von allen Seiten dazu kommt.
Wie auch immer, das Absaugen der Öle ist rasch erledigt. Etwas schwieriger erweist sich das Abbauen der Filter. Nicht zuviel Diesel oder Öl verpatzen! Dann folgt das Einbauen der neuen Filter und das Füllen des Getriebes, und des Motors mit Öl. Dann das Entlüften der Kraftstoffanlage. Der Vorfilter wird mit Diesel befüllt – eine einfache Aufgabe – weil leicht zugänglich. Den Feinfilter fülle ich mit einer großen Spritze über die Entlüftungsöffnung. Den Tipp habe ich von Peter, meinem Tauchlehrer, der im Broterwerb KFZ Meister war. Er hilft mir mit Ratschlägen aus, wenn ich nicht weiter weiß. Dann noch ein wenig die Handpumpe betätigen und die Entlüftung wieder schließen.
Nun steht einem Testlauf nichts mehr entgegen. Und, welch Glück, der Volvo Penta D2-55 kommt beim ersten Startversuch. 🙂
Weiters steht noch der Tausch des Kühlmittels an und die Überprüfung des Impellers. Letzterer fördert das Salzwasser durch den Wärmetauscher, der wiederum die Hitze vom internen Kühlwasserkreis aufnimmt. Ich beginne mit dem Salzwasserkreislauf. Die Wasserpumpe ist von vorne zugänglich. Schnell ist der Deckel herunten und das Seewasser läuft aus. Das Seewasserventil habe ich vorher geschlossen 😉 steht ja so im Handbuch und als „IT Pro“ bin ich im RTFM (Read that fuckin‘ manual) recht gut. Dann Impeller heraus – ein Flügel beleidigt, also austauschen. Deswegen auch alle Schlauchverbindungen öffnen um etwaige Verstopfungen aufzuspüren. Nachdem alles geleert ist, alles reinigen und wieder zusammen bauen.
Fehlt noch der interne Kühlkreislauf. Das Handbuch schreibt einen Wechsel jährlich bzw. 2-jährig vor – je nach dem was im Kreislauf verwendet wurde. Hier wird es wieder mühsam, den die Ablassschraube am Motorblock kann nur mit einer 27’er Nuss + Gelenk + Gestänge + Ratsche geöffnet werden. Das Teil ist aus Messing und will gereinigt werden und nach dem Ablassen mit einem Teflonband wieder eingeschraubt werden. Der Wärmetauscher hat auch einen eigenen Ablass und muss auch geleert werden. Kaum ist alles wieder zu, fülle ich die Kreisläufe mir „Coolant“ respektive Wasser.
Jetzt werden noch die Lima’s (Lichtmaschinen) justiert um die Keilriemen wieder zu spannen. Kabel, die lose herumhängen wieder mit Kabelbindern fixiert. Die Schrauben und Muttern, die den Volvo Penta Lack (grün) verloren haben werden mit Korrosionsschutz eingesprüht.
Noch ein Testlauf – diesmal eine Stunde – mit penibler Prüfung ob etwa Wasser, Coolant oder Motoröl austritt und gut ist’s.
Jetzt beginnt die Putzerei und dann kann ich beginnen alles wieder zu verstauen, so das der Salon wieder frei wird und wir beide wieder wohnen können.
Gut, das Brigitte soviel zu nähen hatte, denn wäre sie auch unten in der Baustelle gewesen, wären wir uns bestimmt in die Haare gekommen. Aber so, alles gut! 🙂
Ach ja, was würde ich mir für die Zukunft wünschen: Das Ganze nur in der doppelten Zeit zu schaffen, als ein Mechatroniker braucht und nicht ein vielfaches davon, sowie sauberer zu arbeiten.