Eigentlich haben wir uns nichts vorzuwerfen. Nach dem Reinigen der Tanks haben wir den Motor zunächst vom Kanister und dann gleich vom wieder angeschlossenen Tank gestartet. Er lief auch sofort. Die Kühlung erfolgte direkt mit Frischwasser über den Filtereingang. Da der Kühlwasseraustritt aber das Land unter Wasser setzt, haben wir den 2. Funktionstest kurz gehalten. Und so freuten wir uns auf das Slippen schon sehr. Nach so langer Zeit an Land und viel Arbeit endlich zurück ins angestammte Metier …
Es kam anders, wie zu lesen war. Der Frust ist überwunden und heute geht es an die Fehlersuche. Am Abend habe ich noch Peter, unseren ehemaligen Tauchlehrer, Freund und KFZ-Meister ein Loch in den Bauch gefragt und so gebrieft geht es ans Werk. Zur Verstärkung kommt Kevin 2 (Der 2er dient zur Unterscheidung von Kevin, dem Rangiermeister von Norsand Boatyard). Letzterer betrachtet das ganze Yard als seinen persönlichen Spielplatz, lässt er doch seine Trailer und Bagger malerisch „fallen“ so dass alle drum herum fahren oder laufen müssen. ;- Uns hat er wieder auf den „alten“ Platz geschoben und sagt: „Wenn ihr bis morgen eine Lösung findet, schiebe ich Euch am Sonntag ins Wasser!“
Kevin 2, 70 Lenze jung, outet sich als Mechaniker der alten Schule und bietet uns seine Hilfe an.
Wir haben ja inzwischen zwei Probleme definiert: Erstens, das nicht mehr anspringen des Motors und zweitens die nicht funktionierende Kühlung. Das Problem Nummer 1 wäre ziemlich sicher nicht aufgetreten, wenn ich nicht den Motor mangels Kühlung abschalten musste. Aber wenn schon etwas schief läuft, dann schon volle Kanne …
Kevin 2 möchte erst das „Motor startet nicht“ Problem angehen und sagt sinngemäß dasselbe wie Peter. Durch die Dieseltankreinigung und das absaugen mittels Vakuum haben sich wahrscheinlich Luftblasen an verschiedenen Stellen im Kraftstoffsystem gebildet. Ich habe zwar brav entlüftet, aber nur bis zum Dieselfilter, der auch brav übergegangen ist. Kevin 2 zeigt mir bei der Einspritzpumpe noch eine Entlüftungsschraube. (Die habe ich beim Entlüften noch nie aufgemacht). Und damit er nicht mit dem kleinen Hebel auf der Dieselpumpe den Kraftstoff fördern muss, hat er kurzerhand einen Schlauch mit Handpressball, so wie bei Außenbord-Motoren, dazwischen gehängt und den Pumpball gedrückt bis der Diesel auch bei der Einspritzung heraus kam.
Dann haben wir gestartet und nach zwei mal „Husten“ lief er wieder! Hurra, Problem 1 scheint gelöst und wir haben die Hochdruckseite nicht aufmachen müssen.
Nun wendet sich unsere Aufmerksamkeit dem eigentlichen Problem zu, nämlich. „Warum kommt kein Kühlwasser heraus?“ Meine Gedanken bewegen sich in Blockierung des Weges, die Pumpe schließe ich aus, da sie ja problemlos lief. Kevin 2 folgt diesen Überlegungen und so öffnen wir Schläuche und prüfen deren Durchlässigkeit mit Druckwasser und/oder pusten. Das macht ein bisschen eine Sauerei am Schiff, also nichts, was wir nicht schon gewohnt sind. -:)
Alle Abschnitte sind OK – bleibt nur noch der Ablauf und die Pumpe selbst als Fehlerquelle über. Mir Horror denke ich an Abgaskrümmer und Verstopfung aber Kevin 2 meint: „Wollen wir nicht mal die Pumpe inspizieren?“ Na klar doch! Deckel ab, kurz starten der Impeller dreht richtig und ist von mir gut geschmiert, intakt und tut wie er soll. Aber die Pumpe saugt nicht …
Wir haben neben Impeller, Filter, Keilriemen und was man sonst noch braucht zwei Ersatzteile mitgeführt, nämlich eine Dieselpumpe und eine Seewasserpumpe. Also erwägen wir die Pumpe zu tauschen. Ich sage laut „Warum? Ich habe sie doch im Zuge des Motorservices ausgebaut und zu einer Volvo Penta Werkstatt gebracht um ein Gewinde für den Deckel erst schweißen und dann neu schneiden zu lassen. „Dann haben sie sie bestimmt zerlegt“, meint Kevin 2 und beginnt die alte und die neue Pumpe zu zerlegen. Und es zeigt sich, dass beim wieder zusammen bauen offensichtlich ein Teil abhanden gekommen sein muss.
Bei mir wäre das normal, mir bleiben immer Teile über! Aber nicht immer ist das verzeihlich. Wir „borgen“ uns den fehlenden Teil von der Ersatzpumpe aus und bauen die alte Pumpe wieder zusammen und ein. Dann noch alle Schläuche montieren, Wasserversorgung dermal von außen bereitstellen und los geht es …
Die Sekunden verrinnen, ich zähle mit …10, 11, 12 und plötzlich ein „Platsch“ und das rhythmische plätschern folgt.
HURRA! HURRA! HURRA!
Wir lassen die Sache laufen bis „Land unter“! Kevin erscheint und sagt: „Ich bringe Euch am Sonntag Nachmittag ins Wasser. Ihr braucht ja keine volle Tide.“
Ende Gut, alles gut! Volvo Penta gibt uns auch den fehlenden Teil aus ihrem Lager und übernimmt die zusätzlichen Kosten für das erneute „Wassern“.
Uns bleibt nur allen Beteiligten herzlich zu danken!