Archiv für den Tag: 15/02/2023

Post “Gabrielle”

Einem „Zyklon“ (engl. „Cyclone“) möchte man nicht begegnen, weder an Land noch auf See. Egal ob auf der Nordhalbkugel, wo sie Hurrikane ( engl. „Hurricanes“) genannt werden, oder Taifune in Asien. Eines haben alle gleich – sie bringen REGEN – oft sintflutartig und sie bringen starken Wind. Letzteres ist eine Untertreibung, wenn ein solches Tief zum tropischen Sturm (Vorstufe zu einem Zyklon bzw. Hurrikan) ausgerufen wird. Dann wird ihnen auch ein Namen zuteil. Die Vornamen der „Tiefs“ sind mal weiblich und mal männlich.

 

unsere Prinzensinnen Stiege ist leicht demoliert

In unserem Fall hat dieses Tief den Namen „Gabrielle“ erhalten und hat sich in ihrer Zugbahn zu einem stattlichem „F3“ entwickelt. Ein Sturm, der Zyklonstärke erreicht ist ein F1. („Force 1“). Je mehr der Sturm zulegen kann, desto höher wird seine Kategorie. Bei F5 ist dann Schluss mit zählen, denn da ist die Zerstörungskraft ohnedies so groß, dass ein weiterer Maßstab sinnlos erscheint.

 

 

Wie schon im Beitrag „Gabrielle“ bereits erwähnt war das zu erwartende Geschehen Gesprächsthema Nummer 1. Da wir ja Alrisha ohnedies „zerlegen“ – will sagen von allen Auf- An und Zubauten befreien wollen/müssen um sie neu lackieren lassen zu können – und wir nicht faul waren, ist kein Segel mehr angeschlagen, und fast alle Aufbauten sind bereits von uns entfernt worden. Einen Großteil verstauen wir in unserem gemieteten Container am Werftgelände.

 

jetzt ist sie gesichert

 

Während des miesen Wetters können diese Arbeiten natürlich nicht fortgesetzt werden. Daher verstauen wir auch alles, dass herum liegt sicher und binden fest was uns in den Sinn kommt. Das Bimini klappen wir zusammen – wir wollen es gegen Ende der Vorbereitungen bergen – um noch Sonnen- respektive Regenschutz zu haben. Aber es wird mit mehreren „Bänseln“ gesichert.

 

 

 

Da ich ja hier operiert wurde und rekonvaleszent nicht Leitern besteigen sollte, hat uns die Werft eine „Treppe“ zur Verfügung gestellt. Unsere Segelfreunde bezeichnen sie als „Prinzessinnenstiege“. 😉

Es ist ein massives Teil, steht aber für sich alleine vor dem Heck von Alrisha.

So weit so gut! Der Zyklon schwächt sich ab und wird entsprechend herabgestuft. Trotzdem schaufelt „sie“ – schließlich heißt der Zyklon ja „Gabrielle“ und ist somit definitiv weiblich – jede Menge Regen herbei. Samstagabend ging es los und im Zeitraffer klingt das so:

 

Alrisha schaut schon traurig aus

Regen, noch mehr Regen, erste Gedanken an den Begriff Sintflut. Der „gesäte“ Wind wird zur „steifen Brise“, denn „Sturm“ nennen wir Segler ihn erst wenn er 41 Knoten erreicht hat, also Windstärke 9 nach Beaufort. Noch messen wir 36 kn und er „kratzt“ gerade mal an der 40er Marke. Sonntag: Wir fluchen, das Schiff verlassen zu müssen weil menschliche Bedürfnisse uns das auferlegen. ☹ Das geht nur mehr im Ölzeug – sonst nass bis auf die Unterwäsche! Der norddeutsche Begriff „Büschen Wind“ lehrt uns immer mehr das fürchten, denn Alrisha „schwingt“ in ihrem metallenen Gerüst.

„Können wir umfallen?“ Ein klein wenig Angst macht sich breit wenn die Böen durchgehen. Wir messen nunmehr weit mehr als 41 Knoten. Es ist ein Sturm, aber Gottseidank kein Orkan.

Wenn wir nicht raus müssen gehen wir auch nicht raus. Sogar das „Aufs Klo gehen“ kann man sich verkneifen. Als das Tief durch ist denken wir uns, die Rückseite kommt mehr landseitig, das wird besser. Irrtum, sprach der vielzitierte Igel, der von der Drahtbürste steigt 😉 und es fallen viel kräftigere Böen ein und auch der Grundwind steigt wieder an. Wir messen an die 60 kn (in Worten Sechzig! Etwa 110 km/h). Zum Ausgleich wird der Regen schwächer. 😊 Wir bekommen gar nicht mit, dass der Sturm unsere „Prinzessinnenstiege“ umgeworfen hat. Aber eine hilfreiche Seele von der Werft fixiert sie mit LKW Gurten. Am Dienstag klingt die Sache aus und wir sind glücklich, dass nicht mehr – zu mindestens hier im Werftgelände – passiert ist.

Leider erfahren wir, dass es im Land zu erheblichen Schäden gekommen ist und der nationale Notstand ausgerufen wurde. Auch Menschenleben sind zu beklagen. 🙁