Archiv für den Tag: 06/12/2021

Tahaa – Iaorana Pearl Farm

Baie Pueheru

 

Nach dem obligaten Regenschauer in der Früh geht es Anker auf. Auf der Kette hat sich einiger Schlamm angesammelt, somit zieht sich das Manöver ein wenig. Wir wollen nur in die nächste Bucht, dort soll es ein Magazin (Mini-Supermarkt) geben.

 

 

Perlfarm Iaorana in Murifenua

 

Nach nicht mal 2 sm sehen wir Bojen. Eigentlich solle es dort nur 3 Bojen geben. Macht nichts, wir nehmen uns eine und da es gerade Mittag ist, warten wir die Mittagspause ab. Beim Logbuch schreiben merke ich, dass wir eine Bucht zu Früh abgebogen sind. Macht doch nichts, oder?

 

 

Auf einer der anderen Bojen hängt ein Franzose und wir kommen mit ihm ins Gespräch. Er erzählt uns, dass hier die „Pearlfarm“, die Bojen betreibt und es hier eine gute Führung gibt.

 

es gab von Ihr eine super tolle Erklärung

Schon beim Steg werden wir winkend und freundlich begrüßt. Uns wird gleich mal ein Kaffee angeboten und die xG-Regeln werden in den Wind geschrieben. Wir werden gefragt, ob wir sowas schon gesehen haben. Wir verneinen, sagen aber auch, dass wir ein wenig Vorwissen aus dem Museum in Huahine und der Ausstellung von Robert Wan in Tahiti haben.

 

 

Im perfekten Englisch bekommen wir den Werdegang einer Perle erklärt – kein Wunder ist die Dame doch eine Neuseeländerin. Ihre polynesische „Kollegin“ bedient die französische Kundschaft. Diesmal sind wir aber allein und alle kümmern sich um uns.

 

hier sieht man schön die Perlmutt Farben

Mit 2 Jahren bekommen die Austern ihre erste „OP“, wo Ihnen der erste Nukleus (Kern) eingesetzt wird. Diese stammen aus dem Mississippi. Zuerst werden sie aus ihrer Kinderstube, einem großen Käfig, geholt. Die erste Auster muss komplett geöffnet werden, das sie leider nicht überlebt. Es wird auf die Farben der Perlmutter geschaut. Sind es schöne, wird diese Muschel für die Zucht der anderen Muscheln genommen. Sonst muss leider noch eine daran glauben.

 

der schwarze Rand, das Hirn der Auster, hier sind alle Informationen gespeichert

Der Muschel mit dem schönen Perlmutt, wird der schwarze Rand des Muschelfleisches entfernt. Hier sind die Augen und das „Hirn“ beheimatet. Mit diesem Teil teilen sie den anderen Muscheln mit, falls Fressfeinde in der Nähe sind, aber auch hier haben sie die Farben des Perlmutts gespeichert. Dieser Teil wird nun vorsichtig herausgekratzt und in 2 mm Stücke geschnitten und mit Antibiotika und einem Vitamin versehen.

 

 

mit einem Keil wird die Auster offen gehalten

 

Sobald die Austern aus dem Wasser sind, hat man 8 Stunden Zeit bevor sie absterben würden, aber nach nur 1 Stunde ist die „Behandlung“ abgeschlossen und sie kommen wieder zurück ins Meer. Die Tiere sollen keinen Stress erleiden und deshalb werden sie auch mit Musik bespielt. 🙂

 

 

der Nukleus wird eingesetzt

Ein Arbeiter öffnet leicht die Auster und steckt einen Keil hinein. Der Spezialist, Operateur, öffnet dann vorsichtig  die Muschel einen weiteren Spalt (ca. 1,5 cm), macht einen Schnitt ins Muschelfleisch, dem männlichen Teil, des zweigeschlechtigen Tieres und setzt den Nukleus, der mit Antiseptikum versehen ist, in diesen Spalt ein. Das „Hirn“ oder auch DNA wird mit der glänzenden Seite nach oben auf den Nukleus platziert. Nicht mal 1 Minute dauert diese Operation. 300 Austern pro Tag schafft der „Doktor“.

 

der Onkel Doktor bei der Arbeit

Danach bekommt sie noch ein Loch in die Schale gebohrt und eine Angelschnur wird durchgezogen, damit man sie in einem Käfig befestigen kann. 20 Stück werden diesen Käfig teilen und alle 3 Monate kommen sie aus dem Wasser um eine Reinigung zu bekommen. Die Austern lieben das wird uns glaubhaft vermittelt.

 

 

die vier Größen des Nukleus

 

Nach 18 Monaten werden sie wieder herausgeholt und die Perle, sofern sie groß genug ist, entfernt. Falls nicht kommt sie nochmals für 3 Monate ins Wasser. Jeden Monat werden an den Käfigen anders farbige Bänder befestigt. Dies dient zum leichteren erkennen, wann der Nukleus eingesetzt wurde.

 

 

 

sie erhält ein Loch, damit sie mit einer Angelschnur im Käfig befestigt werden kann

Hat die Auster keine schöne Perle hervorgebracht, wird sie außer Dienst gestellt und wandert ins Meer wo sie noch viele Jahre lebt. Hat sie jedoch gute Arbeit geleistet, bekommt sie einen größeren Nukleus eingesetzt. Diesmal bekommt sie jedoch keine DNA mehr dazu, weiß sie doch schon alles – sie ist ja nicht dumm. Jedes Mal ist der Nukleus größer, nach 3 mal ist jedoch Schluss, sie darf in Rente gehen. Sie werden bis zu 30 Jahre alt.

 

 

 

in solchen Käfigen verrichte sie ihre Arbeit

 

Nachschub kommt aus dem Kindergarten. Die Muschel ist ja Männlich und Weiblich und somit vermehren sie sich unabhängig. Und trotzdem brauchen sie die Gemeinschaft.  Wenn die „Babies“ eine gewisse Größe erreicht haben, werden sie abgesondert und kommen dann irgendwann zur ihrer ersten „OP“.

 

 

 

 

eine wunderschöne Perle habe ich erstanden

 

 

Von diesen Austern kann man nur den Muskel essen, anders als bei jenen, die wir mir Zitrone gerne einmal roh verzehren. Dafür bescheren sie uns wunderschöne Perlen in über 178 Schattierungen. Die „Black Pearl“ gibt es eigentlich nicht, denn es sind immer Blau- oder Grüntöne enthalten.

 

 

 

im wahrsten Sinne des Wortes – ein Perlenvorhang

 

 

Es war beeindruckend das alles „live“ zu sehen. Natürlich konnte ich einer Perle nicht widerstehen. Beim Verabschieden schenken sie uns noch Bananen und Papaya.