Nach genau 5 Tagen und 628sm (460,5 unter Segel und 167,5sm unter Motor) sind wir auf der Isola Graciosa angekommen. Das ist im Schnitt über 5kn.
Es waren ganz unterschiedliche Tage. Am Anfang SW-Winde – he da wollen wir hin – und viel stärker als angesagt. Dann der Dreher auf NW. Der ließ sich aber auch mit seiner Windstärke bitten, also mal motoren, mal segeln. Die ersten Tage mussten wir West machen, denn da gibt es einerseits die marokkanischen Fischer mit ihren riesigen Schleppnetzen, dann sollte man in die Strömung kommen, die einem ein bisschen in die Kanaren schiebt, an der Küste ist meist wenig Wind, weiter westlich sollen einem die Nordwinde nur so auf die Kanaren schieben.
Auch hatten wir am Anfang noch die ganzen Frachter von und nach Gibraltar. Wir haben irgendwann mit dem Zählen aufgehört. Dann mit einem Schlag vielleicht mal 1-2 Boote den ganzen Tag.
Wir hatten aber auch immer im Hinterkopf, dass wenn wir zu langsam sind, wir einfach nach Madeira ausweichen müssen. Für Donnerstagabend sind nördlich und über Lanzarote Böen bis zu 35kn vorhergesagt.
Montag dreht der Wind wieder auf W-SW.
Dienstag, um 15:00 dann der ersehnte Dreher auf Nord. Inzwischen sind wir auf 11 Grad West. In der Nacht fahren wir noch mit Groß und Genua. Mittwochvormittags wollen wir das Groß wegräumen und nur mehr mir der ausgebaumten Genua segeln. Man sollte vorm Wind keine Genua wegrollen wollen, denn das kann ganz schön ins Auge gehen. Nur mehr das abschneiden einer Genuaschot kann den Knopf lösen.
Die ganze Aktion dauerte fast 2 Stunden am Vorschiff und dies bei einem Wellengang von 2 Meter. Aber danach steht die Genua und ist mit dem Spibaum ausgebaumt.
Jetzt zeigt Alrisha was sie kann. Bei Nordwinde im Grund von 15-20kn und Böen bis 30kn segeln wir fast immer über 6kn über Grund. Aber auch bis zu 9kn können wir am GPS ablesen. Die hohe (bis zu 2m) und lange Atlantikwelle lässt sie so zum Gleiten bringen.
Um 07:00 Land und Leuchttürme in Sicht. Mit einem wunderschönen Sonnenaufgang werden unsere Strapazen belohnt.
Wir sind fast alles mit unserem neuen Windpilot gefahren. Erst am Schluss, als wir überachterlich segeln, nehmen wir den Autopilot zu Hilfe. Als leider dieser sich wieder einmal aushängt, steuern wir die letzte Stunde von Hand.
Unser letztes Etmal beträgt 132sm in 22 Stunden, obwohl wir am Anfang noch bis 13:00 mit unserer Genua kämpften. Wir haben wieder einiges dazu gelernt.
Das tägliche Leben ist sehr eingeschränkt, trotzdem hat Ferry jeden Tag gekocht. Das Schlafen am Wind, beim Rollen des Schiffes und natürlich die kurzen Schlafpausen zehren, da fragt man sich manchmal: Will ich das wirklich? Es zählt nur eines – das Ankommen.
Dieser Bericht ist via Amateurfunk gepostet. Die Fotos haben wir via Internat nachgereicht!