Am Vormittag machen wir noch klar Schiff, denn morgen soll es nun endlich nach Fatu Hiva gehen. Es sind rund 45 sm, wenn wir Glück haben. Hat der Wind hat seine angesagte N-Tendenz geht es „Am Wind“ ca. 45 sm nach Hanavave.
Zu Mittag packen wir uns zusammen, denn wir wollen noch einmal zu Jimmy und dem Internet frönen, Bier einkaufen und vielleicht noch eine Kleinigkeit essen.
Wir machen wie immer in letzter Zeit mit der Heckleine an der Boje fest und Ferry fährt zur Badeleiter. Heute ist die Strömung wieder enorm. Nur mit Hilfe komme ich die Badeleiter hoch, die leere Bierkiste übernimmt ein Einheimischer und unseren wasserdichten Rucksack mit PC und Handys werden auf den Kai hinaufgereicht. Als nächster ist Ferry an der Reihe.
Wir versuchen das Dinghi so nah wie nur möglich zu der Badeleiter zu bekommen, aber wir müssen immer wieder eine Welle abwarten. Bei einer Welle bekommt Ferry das Übergewicht und fällt ins Wasser. Die Strömung treibt ihn Richtung den Felsen und er muss sich davon weghalten. Ich bekomme Angst, aber Ferry bleibt ruhig. Bald springt ein junger Mann ins Wasser und versucht zu helfen. Es ist eher eine Willensbekundung, denn auch er muss sich den Felsen fernhalten. Endlich kann Ferry sich zur Boje retten. Seine Schuhe schwimmen und sie werden von dem netten jungen Mann eingesammelt und an Land geworfen.
Alle sind versucht ihm zu helfen. Ein Kugelfender wird ihm zugeworfen, völlig unnötig, denn er ist mehr hinderlich als unterstützend. Der Junge und Ferry schwimmen zum anderen Ende des Kais, wo es auch eine Badeleiter gibt. Es geht im Takt der Wellen nach vor und wieder zurück. Nicht sofort kann er die Leiter erklimmen, denn er ist natürlich erschöpft und des weiteren muss er auch auf die Strömung Acht geben, denn wenn die Welle ihn raus zieht ist es ziemlich schwer eine Leiter hochzuklettern. Ich helfe ihn und als er schon fast oben ist kommt die nächste große Welle und überspült den Kai. Toll, jetzt bin ich auch nass. Wir bedanken uns auf Marquesisch, versorgen unser Dinghi, sammeln unsere Habseligkeiten ein und gehen zu Jimmy auf ein Bier.
Als wir bei ihm sind – Ferry sitzt triefendnass im Stuhl – sagt er uns, es gibt kein Bier mehr! Zuerst glauben wir er verarscht uns, aber er hat wirklich keines mehr. Als wir im sagen was passiert ist, findet er doch noch ein letztes Bier für uns – ein Hinano und ein Heineken. Wir sitzen kaum, da kommt ein Mann vorbei und ruft: „Ferry, your Dinghi …“ es wäre gekentert.
Kazunga! Wir lassen unsere Sachen bei Jimmy und laufen zurück zum Steg. Alles ist noch im Dinhgi! Schön langsam erfahren wir, dass nur eine Welle ins Dinghi eingestiegen ist. Französische Formulierungen gemischt mit Marquesisch verwirren ordentlich. Wir kontrollieren alles und gehen zu Jimmy zurück. Uns ist die Lust vergangen noch länger zu bleiben. Schnell noch eine Kiste Bier im Supermarkt holen, bei Jimmy bezahlen und alles zusammen zu packen.
Am Kai angekommen zeigt sich das Meer – wie zur Verhöhnung – ziemlich ruhig. Ferry steigt ganz ruhig ins Dinghi und beginnt mit dem ausschöpfen vom Wasser. Als er fertig ist wird das ganze schon wieder unruhiger. Die Kiste Bier lassen wir per Leine hinab. Als ich zum Einsteigen fertig bin übergebe ich die Vorleine an Ferry, dabei springt sie aus der Befestigung und der Ehekrach ist vorprogrammiert. Nur mit vielen Manövern kommt Ferry wieder zum Kai und kann mir eine Leine zuwerfen. Ich klettere die Leiter hinunter und „springe“ ins Dinghi.
Jetzt heißt es nur noch Ferrys Wunden versorgen, denn alle Verbände hat das Meer „gefressen“. Wir aber wollen noch eine Kleinigkeit essen und den Tag zu Ende gehen zu lassen nach so viel Aufregung.
Ferry: Eigentlich bin ich ob meiner „Geschicklichkeit“ während unserer Charterzeit immer wieder durch Fehltritte oder Blödheit ins Wasser gefallen. Meine Stammcrew hat hinter meinem Rücken gewettet, ob ich beim nächsten Törn wieder eine Vorstellung gebe. Seit unserer Langfahrt und vor allem bei einem Dinghi mit festem Boden ist mir das nie passiert – bis jetzt halt nie! 😉 Die Vergangenheit holt einem immer wieder ein …