Archiv für den Tag: 16/12/2025

Siding Spring Observatory

Blick auf den Siding Springs Complex

Heute bin ich wieder zu Wort, denn wir fahren zum Siding Spring Observatorium. Hierbei handelt es sich um einen Komplex, der aus 18 Objekten besteht. Das größte ist das Anglo-Australian Telescope mit einem Spiegeldurchmesser von 3,9 Meter. Im Vergleich dazu das Parkes RT hat einen Durchmesser von 64 Meter.

 

 

Das AAT mit einem Rohspiegel davor.

 

Leider haben sich in der sonst recht trockenen Gegend viele Wolken zusammen gezogen, das auf baldigen Regen und Gewitter hinweist. Kaum haben wir die letzten Planeten besucht (siehe „Mit dem Wohnwagen durch das Sonnensystem“) stehen wir auch schon vor der „Sonne“, dem Anglo-Australian Teleskop (AAT) in ca. 1.165 Meter über dem Meeresspiegel, wobei das Teleskopgebäude nochmal etwa 50 Meter hat. Im Besucherzentrum erfahren wir, dass ein Gewitter zeitnah kommen wird und die Führung daher ausfällt. Morgen soll es besser sein und wir dürfen wählen zwischen Geld zurück oder morgen nochmals kommen.

 

 

Die Anatomie des Teleskops

 

 

Wir bekommen einen Kaffee und eine freundliche, private Einweisung in die Anlage und dürfen uns alles ansehen, so dass wir uns morgen nur mehr auf die Führung konzentrieren möchten. Unsere Sternbeobachtung („Star Gazing“) fällt aber definitiv, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser. Das Geld wird uns natürlich rücküberwiesen.

 

 

 

jetzt können wir „nur“ den Blick von unten genießen

 

Am nächsten Tag, überpünktlich zur Stelle, beginnt die Führung genau um 2 Uhr. Das Wetter ist nicht wirklich besser, aber es tobt zu mindestens kein Gewitter. Grund für die Verschiebung der Führung ist, dass man in einem der oberen Stockwerke des Observatoriums ins Freie geführt wird um um die Kuppel gehen zu können. In der Höhe ein durchaus imposantes Bild.

 

 

Äquatoriale Montage

 

Wir erfahren viel über den Unterschied von optischen Teleskopen zu Radioteleskopen und das erstere eben meist in der Höhe auf Bergen errichtet werden, damit die Lichtaufnahme möglichst nicht durch Umgebungslicht gestört wird. Schließlich sammelt ein optisches Teleskop sichtbares Licht während ein Radioteleskop eben Radiowellen aufzeichnet. Licht spielt sich im Nanometer Bereich ab und Radiowellen haben eine Länge von Zentimeter bis Kilometer.

 

 

 

Zufahrtsrampe zum AAT

 

 

Das optische Teleskop nutzt einen Spiegel (Reflektor) und das Radioteleskop eine Parabolantenne (Schüssel). Somit wird klar, dass für erstere nur Orte mit klarer Sicht infrage kommen. Bei Wolken ist die Sicht vermindert oder gar nicht möglich. Radioteleskope hingegen sind da nicht so heikel und „sehen“ durch Wolken durch. Dafür sind sie aber auch viel größer, aber sie können Tag und Nacht – rund um die Uhr – im Einsatz sein.

 

 

 

Kühlung erfolgt mit Stickstoff

 

 

Wir folgen unserem Guide hinauf zum AAT. Erste Fotos aus der Nähe werden gemacht und dann geht es in das Gebäude. Wir erfahren viel über Kühlung mit Stickstoff, um eine konstante Temperatur zu gewährleisen. Ferner über die Bauart, nämlich äquatorial montiert und dass sich die Kuppel, sowie die Öffnung separat vom Teleskop mittels elektrischer Motoren und Hydrauliksystemen bewegen.

 

 

 

wer das nicht „lesen“ kann, der spielt nicht mit

 

Heutzutage werden die erhaltenen Daten nicht als Bild dargestellt, sondern einem Spektrographen und Filtern zugeführt. Astronomen erhalten so Informationen über die Elemente und die Entfernung von den beobachteten Objekten. Beobachtete Objekte erhalten so Spektralbezeichnungen.

Ein Beispiel: ALRISHA, also Alpha Piscium, der Name eines binären Sterns im Sternbild der Fische, ist auch der Name unseres Segelbootes, sind wir beide doch im Sternbild der Fische geboren. Die Spektralbezeichnung lautet: A0pSiSr für den helleren Stern.  Alrisha gehört zur Spektralklasse A, Unterklasse 0. Das sind sehr heiße, weiße Sterne, etwa 10.000 Grad Kelvin heiß. Das Suffix „p“ bedeutet peculiar und meint somit abweichend vom Standard. Si (Silizium) und Sr (Strontium) sind dabei die dominanten Elemente.

 

 

 

 

Vergleich der unterschiedlichen Größen der Teleskope

 

Ein Bild zur Grüße der verschiedenen Teleskope hat uns unser Guide Branioc besonders nahe gebracht. Es behandelt die Größenunterschiede der einzelnen Teleskope. Wenn wir das AAT einordnen wollen, läge es in der Mitte zwischen „Hooker“ und „Hale“. Man vergleiche auch das James Webb mit dem Hubble! Im rechten Bereich geht es dann ins extreme: Neben „large“, „giant“ sieht man das „extremely large“ ELT. Langsam, aber sicher gehen ihnen wohl die Superlative aus, gell? 😉

 

 

 

Blick von der Galerie ins Umland samt bedrohlicher Wolken.

Schließlich geht es ins Freie und Brigitte umrundet die Kuppel auf der Galerie und schießt einige Fotos. Als wir wieder drinnen in der Kuppel sind, wird das Teleskop bewegt. Natürlich will uns unser Guide in Sicherheit wissen, aber alle lassen ihre Kameras laufen. Die Führung hat uns sehr gut gefallen und nachdem wir ja bereits am Vortag die Ausstellung besucht hatten, fahren wir „durch das innere Sonnensystem“ zurück zum Campingplatz. Beim Verabschieden werden wir noch gebeten, soviel wie möglich weiter zu geben.

Ad Astra!