Wir sind kurz vor 16:00 fertig und gehen Anker auf. Bald haben wir das Riff umrundet und Ferry steuert Alrisha in den Pass. So wie immer bei Pass Ein- und Ausfahrten stehe ich vorne im Bug. Wir haben noch Strömung im Pass und am Ende des Passes sehen wir kleine Wellen.
1,5 kn schieben uns aus den Pass, von der Seite strömt Wasser heran, voraus sehe ich Wellen, sie sehen harmlos aus. Schon als wir glauben wir sind draußen, entpuppen sich die Wellen als 3 Meter hohe kurze, steile Wasserberge. Ich stehe noch immer vorne am Bug und kann mich nur mehr an der Genua festhalten. Meine Füße klemme ich unter die Klampen und hoffe so einen besseren Halt zu haben. Nur nicht den Kontakt zum Boot verlieren. Zwei Wellen tauchen den Bug so tief ein, dass ich bis zur Badehose im Wasser stehe, bis zu den Knien ist fast dies bei jeder Welle der Fall. Im Ankerkasten höre ich die Bojen gegen die Wand klopfen und er ist total überflutet.
In meinem Kopf schwirren nur so die Gedanken herum. Falle ja nicht rein, denn hier kann dich Ferry nicht retten. So wie wenn es ein Delphin gespürt hätte, dass ich Angst habe, schwimmt er neben mir und gibt mir Mut. Ich denke mir, da gibt es so viele Seglergeschichten über die Rettung durch einen Delphin, somit kann mir ja schon fast nichts mehr passieren.
Das ganze dauert eine Ewigkeit, in Wirklichkeit sind inzwischen vielleicht 5 Minuten vergangen. Als wir die Wellenberge hinter uns haben, verhole ich mich mit weichen, zittrigen Beinen nach achtern ins Cockpit. Wir sehen uns an und wir sehen nur käsige Gesichter. Ferry sagt mir, dass er genauso herumgeschaukelt wurde und dass wir trotz der hohen Wellen noch immer mit 4,5 kn gefahren sind.
Ich laufe weiter zur Funke und gebe Wolfi die Informationen weiter. Die warten, dann eine halbe Stunde und da hat es sich auch schon wieder beruhigt und sie passieren den Pass ohne Probleme.
Was lernen wir daraus, fahre nie zu früh raus! Wenn einer vorne steht, sollte er mit einer Lifeleine angehängt sein. Wenn man von der Ferne Wellen sieht, kontrolliere mit dem Fernglas ob es nicht vielleicht doch ein wenig größere Wellen sind.
Die Nachtfahrt geht vor dem Wind recht rollig dahin. Für die 75 sm sind wir natürlich wieder zu schnell, trotz des zweiten Reffs im Groß und dem dritten Reff in der Genua. Um 05:00 wird auch die Genua komplett eingeholt.
Um 07:00 gehen wir durch den Pass und wir haben 1,5 kn mit uns. Hier haben wir keine Probleme. Der Anker fällt auf 11 Meter. Wir frühstücken und gehen in die Kojen.
mit Amateurfunk per Pactor 4 und SSB Funk übertragen.
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